SISYPHOS – der Unermüdliche

Bildhauer*innen Symposium
WOLF WERK Halle 109, Darmstadt/DE

11. – 18. Mai 2025
Künstler*innen-Aufruf (Deadline: 31. Januar 2025)
Sisyphus von Antonio Zanchi (1631-1722), Öl auf Leinwand, 1660

Sisyphos wird als eingebildeter, frecher Kerl beschrieben und so verärgert er die Götter. Sie bestrafen ihn, indem sie ihn verdammen, einen riesigen Felsen Tag für Tag auf einen Berg heraufzuschaffen, auf dass dieser Nacht für Nacht wieder herabrollt.

Auf den ersten Blick ist das ein Fluch, doch gleichzeitig ist es eine Aufgabe, die Sisyphos damit hat. „Also müssen wir uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen denken“ schreibt Albert Camus in seinem Aufsatz „Der Mythos des Sisyphos“. Größer könnte die Unterschiedlichkeit in der Auslegung dieser Metapher als Fluch oder als Aufgabe nicht sein.

Stahlbildhauer Georg-Friedrich Wolf greift die Gestalt des Sisyphos, die in der europäischen Kultur immer wieder Anregung und Gegenstand künstlerischer Schöpfungen von Literatur, Malerei, bis Bildhauerei wurde, als Thema für das dritte Wolf-Werk Symposium im Mai 2025 auf.

Wolf-Werk SISYPHOS 2024, Stahlobjekt von Georg-Friedrich Wolf.
Georg-Friedrich Wolf: Sisyphos, 2024. Studie.

Bildhauer*innen aus ganz Europa sind eingeladen, sich für das Symposion zu bewerben um sich in ihrem Material, sei es Stahl, Stein oder Holz, zu diesem vielschichtigen Thema „SISYPHOS – der Unermüdliche“ auszudrücken und von den Synergien des Symposions zu profitieren. Auch materialübergreifende Erfahrungen, sowie das Wechselspiel von Materialien unter gegenseitiger Inspiration und/oder Hilfestellung sind willkommen.

Drei bis vier von der Jury ausgewählte Bildhauer*innen erhalten die Möglichkeit, in der historischen Halle 109, dem Wolf-Werk in Darmstadt, über einen Zeitraum von einer Woche zu kreativem Austausch und gemeinsamem Schaffen an den unterschiedlichsten Skulpturen zusammenzukommen.

Das Thema „SISYPHOS – der Unermüdliche“ soll dabei in seiner bildhauerischen wie inhaltlichen Bedeutung ausgelotet werden. Künstlerisch sind verschiedenste Varianten und Themenstellungen vorstellbar: „Der Leidende oder der Heroische“, „der Sklave seiner Strafe“ oder „der Mensch, dessen Existenz durch seine Aufgabe Sinn erfährt.“

Am Ende des Symposions werden die entstandenen Arbeiten im Rahmen eines dreitägigen Abschluss-Events mit Künstlergesprächen, Bildhauervorträgen und einer Ausstellung vorgestellt.

Ort:
Die Halle 109 bietet mit ihrer Atmosphäre, ihrer Größe und ihrer Ausstattung hervorragende Voraussetzungen für verschiedenste Schaffensprozesse:
450qm Werkstatt Arbeitsfläche plus Außenbereich (ca. 1000qm)

WOLF-WERK 
Blick in die Halle 109
WOLF-WERK – Blick in die Halle 109
  • Equipment: Kran, Stapler, alle Arten Hebe- und Transportfahrzeuge• Hydraulikpresse und Lufthammer• Steinmetzwerkzeuge in Abstimmung organisierbar • Schweißgeräte sowie Gas und Sauerstoff verfügbar
  • Materialien: Stahl aller Formate auf Vorbestellung (in Absprache) • Vermittlung von Materialien wie Holz oder Stein möglich
  • Kost und Logis: Verköstigung durch ortsansässigen Caterer möglich (Kostenbeteiligung) je nach Abstimmung in privater Pension oder zu Sonderkonditionen im Hotel
  • Anreise: auf eigene Kosten
  • Transport: der An- und Abtransport der Materialien und Werke geht zu Lasten der Teilnehmenden

Bewerbung:

Bildhauer und Bildhauerinnen aus ganz Europa können sich zur Teilnahme an dem Symposion bewerben. Einzureichen unter sind ausschließlich in digitaler Form:

  • Bewerbungsformular (per E-mail erhältlich)
  • Portfolio inkl. CV, Arbeitsproben und Artist-Statement (max. 2 MB)

Eine Jury bestehend aus Anne Berk – Kuratorin und Vize-Präsidentin Sculpture Network, Eric Decastro – Maler, Kurator und Kunsthändler, Ludwig Seyfarth, Kunsthistoriker sowie dem Veranstalter selbst, wählt die Teilnehmenden aus.

Bewerbungsschluss ist der 31. Januar 2025!

               Projektmanagement: BAM! Berlin Art Management – Anemone Vostell
In Kooperation mit: Sculpture Network

Sandstein voller Leben!

SteinBruchZeit & Skulpturensommer – ein Tagesausflug nach Pirna

Ursula Güttsches, Sanfte Verstörung, 2023, Reinhardtsdorfer Sandstein, 31 x 85 x 30 cm
Ursula Güttsches, Sanfte Verstörung, 2023, Reinhardtsdorfer Sandstein, 31 x 85 x 30 cm

Zur Finissage der Jubiläumsausstellung des Berliner Bildhauersymposions Stein Bruch Zeit mit Kunstgespräch und einem Besuch des alljährlichen Pirnaer Skulpturensommers führt meine Sculpture Network Dialogue-Veranstaltung nach Pirna und findet „Sandstein voller Leben“.

Begegnungen mit Prof. Helmut Heinze, Mentor des Pirnaer Skulpturensommers, Ko-Kuratorin Gisela Protze und später Kuratorin Christiane Stoebe, sowie der Organisatorin des Berliner Bildhauersymposiums, Margerite Blume-Cárdenas, Ursula Güttsches und Robert Schmidt-Matt, beide langjährige Teilnehmende am Symposium, zeigen uns wie lebendig Skulptur sein kann.  

Julia Schleicher, Eugenia und Paradiesvögel, 2017, Aluminium. Fotos: Frank Höhler, Key Visual: Jens Dauterstedt,Collage: KTP
Julia Schleicher, Eugenia und Paradiesvögel, 2017, Aluminium. Fotos: Frank Höhler, Key Visual: Jens Dauterstedt,Collage: KTP

Jedes Jahr findet auf dem Sonnenstein, hoch oben über der Stadt Pirna, der Skulpturensommer statt. Unterhalb des Schlosses, in den Bastionen der ehemaligen Festungsanlage kuratiert die Bildhauerin und Kunstpädagogin Christiane Stoebe gemeinsam mit den Ko-Kuratorinnen Gisela Protze und Bettina Heymann wechselnde Themenausstellungen mit Figuren, Installationen und Interventionen. Die kolossale Verteidigungsarchitektur wird mit klassischer wie zeitgenössischer Skulptur konfrontiert, zu neuem Leben erweckt. Einem Leben, dass sich mit Haltung. Haltungen der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart stellt.

Unter diesem Titel vereint der Pirnaer Skulpturensommer 2024 figürliche Arbeiten von Christa Biederbick (DE), Laura Eckert (DE), Jakub Goll (CZ), Hermann Grüneberg (DE), Elisabeth Howey (DE), Michal Hradil (CZ),  Aleš Hvízdal (CZ), Käthe Kollwitz (DE), Agnes Lammert (DE), Martin Malý (CZ), Dana Meyer (DE), Katja Neubert (DE), Sebastian Paul (DE), Tillmann Riemenschneider (DE), Julia Schleicher (DE), Siegfried Schreiber (DE), Petr Šťastný (CZ) wie auch Installationen und Interventionen von Valentin Hertweck (DE), Michal Hradil (CZ), Juliane Jaschnow (DE), Julio Meiron (BR/DE), Irene Pätzug (DE) und Adam Velíšek (CZ).

Li.: Siegfried Schreiber, Rosel II, um 1986, Bronze, 168 cm, Leihgabe Städtische Museen Zittau. Re.: Christa Bieberbick, Mädchen auf rotem Tuch, 1971-72, Polyester, eingefärbt, 167 x 104 x 63 cm, Leihgabe d. Künstlerin. Photo: Anemone Vostell

Das Zusammenspiel historischer wie klassischer Plastiken von Käthe Kollwitz (Pieta 1937-38), Siegfried Schreiber (u.a. Mädchentorso mit gesenktem Kopf, 1980) sowie einer Replik von Tilman Riemenschneiders Maria (Original aus der Renaissance) mit zeitgenössischer Skulptur von Christa Biederblick (Mädchen auf rotem Tuch, 1971-72), Agnes Lammert (Mud, 2016) oder Adam Velišek (Kinetic sculpture alley, 2019) überrascht; bricht die sowohl starre Umgebung als auch Erwartung auf.

Durch die sich öffnenden wie schließenden Räume gelangen die Besucher*innen tief hinein in das Gewölbe. Der Blick fällt hinab auf die Intervention von Irene Pätzug und Valentin Hertweck (Der Schleier allein macht die Nonne nicht, 2024) die Christa Biederbicks Figur Soldat (1994-97) umspielt: ein durchsichtig rosafarbener Gaze-Vorhang streicht sanft über die auf einem Stuhl sitzende, erstarrte Figur eines Mannes in Militärmantel und -stiefeln, die Hände geballt aber kraftlos auf dem Schoß liegend.

Christa Biederbick, Soldat, 1994-97, Polyester, eingefärbt, 130 x 45 x 65 cm, Leihgabe Künstlerin + Irene Pätzug und Valentin Hertweck, Der Schleier allein macht die Nonne nicht, 2024, Kinetische Installation, Motor, Aluminium, Tuch, 450 x 340 x 340 cm. Leihgabe Künstler*innen. Photo Anemone Vostell
Christa Biederbick, Soldat, 1994-97, Polyester, eingefärbt, 130 x 45 x 65 cm, Leihgabe Künstlerin + Irene Pätzug und Valentin Hertweck, Der Schleier allein macht die Nonne nicht, 2024, Kinetische Installation, Motor, Aluminium, Tuch, 450 x 340 x 340 cm. Leihgabe Künstler*innen. Photo Anemone Vostell

Prof. Helmut Heinze (*1932), selbst Bildhauer und ehemals Professor für Plastik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden erinnert uns bereits vorab an die grausame Geschichte der unweit gelegenen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein, in der in den Jahren 1940/41 unter den Nationalsozialisten nicht weniger als 13.720 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen sowie mehr als tausend Häftlinge aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet wurden.

Im Vorfeld der Dialogveranstaltung, während des EU-Wahlkampfs, erreichen mich sorgenvolle Rückfragen bis hin zu heftiger Kritik, dass ich im Zuge des allgemeinen Rechtsrucks vor allem auch in Sachsen, diesen Tagesausflug überhaupt anbiete. Meine Antwort darauf, dass gerade deshalb, der Dialog wichtig ist, bestätigt sich in vielerlei Hinsicht. Engagierte Menschen, Künstler*innen, Professor*innen und einfache Kunstliebhaber*innen stellen Projekte wie diese vor Ort auf die Beine, eröffnen ein Narrativ der Haltung und Haltungen. Stoßen das Gespräch an, geben der Geschichte die Möglichkeit erzählt zu werden, schaffen Verständigung mit dem Ergebnis des Erkennens.

Seit mehr als einer Dekade fährt Kuratorin Christiane Stoebe mit ihrem Wagen durch die Lande, besucht Ateliers, Museen und Sammlungen, um die Exponate zusammen zu stellen. In diesem Jahr belebt sie mit Werken tschechischer Künstler*innen die kulturellen Beziehungen zum Nachbarland. Hier fallen vor allem die Arbeiten von Petr Štastny (Weight, 2019) und Michal Hradil (Construction, 2016) auf.

Ausstellungsansichten mit Werken von: li. Siegfried Schreiber, Michal Hradil und Katja Neubert, re. Petr Štastny. Photos Anemone Vostell.

Kunstkritiker Marcel Fišer schreibt im Katalog zur Ausstellung: „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die politische Situation völlig verändert, nachdem die Deutschen aus der Tschechoslowakei vertrieben worden waren und auf den Trümmern von Hitlerdeutschland gleich drei Staaten entstanden waren. Man möchte meinen, dass der Kulturaustausch am stärksten mit dem Staat hätte sein sollen, der zum sozialistischen Lager gehörte, als mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Aber das Gegenteil ist wahr: es existierten zwar die verschiedensten „Freundschafts-Ausstellungen“ auf der Ebene der Regionen, doch irgendeine repräsentative Schau der zeitgenössischen ostdeutschen Kunst, die etwa der Ausstellung Kunst der Bundesrepublik Deutschland im Prager Mánes im Jahr 1967 entsprochen hätte, hat es in der Tschechoslowakei nie gegeben. Ebenso konnten wir im Jahr 1988 in der Nationalgalerie in Prag eine große Ausstellung von Otto Herbert Hajek sehen, der noch in Böhmen geboren wurde und in den Jahren 1972 bis 1979 erster Vorsitzender des Deutschen Künstlerbunds war, also der offiziellen Organisation der westdeutschen bildenden Künstler, während sein Landsmann aus dem nordböhmischen Chrastava (Kratzau) Willi Sitte, der in den Jahren 1974 bis 1988 Präsident des Verbandes Bildender Künstler (VBK) der DDR war, eine derartige Ausstellung niemals erlebte.(…) Dem Wesen der heutigen Situation, wo eindeutige Hierarchien und dominante Zentren verschwunden sind, entspricht jedoch eher die Metapher eines dichten Netzes von Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren des Kunstbetriebs auf den unterschiedlichsten Ebenen, in das sich auch die gegenwärtige Ausstellung einbringt.“[1]

Ko-Kuratroin Gisela Protze und Mentor Prof. Helmut Heinze führen in den Pirnaer Skulpturensommer ein. Photo Anemone Vostell.

Schnitt: Unter Sonnenschirmen sitzen wir auf der Terrasse der Schänke und lauschen den Ausführungen des 92jährigen Zeitzeugen Heinze, stellen Bezüge zu gesellschaftskritischen Strömungen der Kunstgeschichte wie der Fluxus- und Happening-Bewegung her, bevor wir ins StadtMuseum Pirna durch die Gassen dieser schönen Renaissance-Stadt laufen.

Anlässlich des 50jährigen Jubliäums des „Berliner Bildhauersymsposiums“ zeigt die Ausstellung Stein Bruch Zeit im StadtMuseum Pirna Arbeiten von Eva Backofen, Günter Blendinger, Marguerite Blume-Cárdenas, Inka Gierden, Karin Gralki, Ursula Güttsches, Sigrid Herdam, Ulrich Jörke, Liz Kratochwil, Karl Möpert, Emerita Pansowová, Robert Schmidt-Matt, Karin Tiefensee, Annette Tucholke-Bonnet und Berndt Wilde, die über die Jahre im Steinbruch Rheinhardtsdorf I geschaffen wurden. Sein feiner und gleichsam fester Elbsandstein zog Anfang der 1970er Jahre den Berliner Bildhauer Karl Möpert an, der 1974 das erste Berliner Bildhauersymposium im Steinbruch Reinhardtsdorf, initiierte.

Kunstgespräch mit v.l.n.r. Margueritte Blume-Cárdenas, Ursula Güttsches, Detlef Schweiger, Robert Schmidt-Matt. Photo Anemone Vostell.
Kunstgespräch mit v.l.n.r. Marguerite Blume-Cárdenas, Ursula Güttsches, Detlef Schweiger, Robert Schmidt-Matt. Photo Anemone Vostell.

In dem von Detlef Schweiger moderierten Kunstgespräch reflektieren Bildhauerin und Organisatorin Marguerite Blume-Cárdenas (Berlin), Bildhauerin Ursula Güttsches (Dresden) sowie Robert Schmidt-Matt (Berlin) über die Entwicklung und Perspektiven des mittlerweile privatwirtschaftlichen Symposiums.

Ursprünglicher Schirmherr des „Berliner Bildhauersymposiums“ war damals der Verband Bildender Künstler der DDR mit Sitz in Berlin. An jedem Symposium nahmen sieben bis zehn Bildhauerinnen und Bildhauer aus Berlin und den Bezirken der DDR teil. Außerdem wurden Gäste aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine, Finnland und Österreich eingeladen. Der Kulturfond der DDR förderte das Symposium mit Stipendien, Kosten für Unterkunft, Steinmaterial, Werkzeugen und Transporten. Der VEB Elbenaturstein Dresden wurde Partner. Den Teilnehmenden standen jeweils 1/3 qm Stein zur Verfügung. Alle konnten frei ohne Vorgabe eines Themas arbeiten. Die fertigen Skulpturen blieben Eigentum der Künstlerinnen und Künstler. Einige davon befinden sich heute in Museen.

Steinbruch Reinhardtsdorf I, 1984 mit den Bildhauerinnen Eva Backofen, Liz Mields-Katochwil, Inge Hunzinger, Emerita Pansowová, Marguerite Blume-Cárdenas, Steinbrechern und Meister Martin Mathies© Ausst.-Kat. Stein Bruch Zeit 2024
Steinbruch Reinhardtsdorf I, 1984 mit den Bildhauerinnen Eva Backofen, Liz Mields-Kratochwil, Inge Hunzinger, Emerita Pansowová, Marguerite Blume-Cárdenas, Steinbrechern und Meister Martin Mathies© Ausst.-Kat. Stein Bruch Zeit 2024

Ab 1991 wurde das Symposium vier Wochen im Juni unter eigener Finanzierung mit Unterstützung der Sächsische Sandsteinwerke GmbH weitergeführt. Als der Bildhauer Karl Möpert im Jahr 2010 aus gesundheitlichen Gründen ausschied, übernahm die Bildhauerin Marguerite Blume-Cárdenas, die seit Beginn des Symposiums aktiv mitgearbeitet hat, die Organisation bis heute. Während der übrigen Sommermonate konnten der Neue Sächsische Kunstverein, Studierende der Hochschule für Bildende Künste Dresden, der Kunsthochschulen Berlin-Weißensee und der Burg Giebichenstein Halle die im Steinbruch geschaffenen Arbeitsbedingungen auch für ihre Symposien und Studienaufenthalte nutzen.

So war auch die in Bonn geborene Bildhauerin Ursula Güttsches als Studierende der Klasse Heinze in den Steinbruch gekommen, hatte sich am Elbsandstein ausprobieren können und ist drangeblieben. Der Stein fordert das gemeinsame Anpacken, besonders wo es jetzt keine industriellen Brechwerkzeuge mehr gibt. Ingenieurswissen, wie das von Robert Schmidt-Matt, an welcher Stelle die einzelnen Keile gesetzt und dann der Reihe nach eingeschlagen werden, um den Block zu brechen, wird geteilt.

Li.: Marguerite Blume- Cardenas, Auftakt, 2017, Reinhardtsdorfer Sandstein, 60 × 22 × 20 cm, re.: Karl G. Möpert, Natursteine, 1997, Reinhardtsdorfer Sandstein, 45 × 30 × 15 cm

Später organisierten Berliner und Dresdner Bildhauerinnen gemeinsam mit dem Caritasverband für Dresden e.V. und der Gemeinde Reinhardtsdorf internationale Jugend- und generationsübergreifende Bürgerprojekte. Ein Skulpturenwanderweg verbindet heute Steinskulpturen in der Landschaft in und um Reinhardtsdorf, die während der internationalen Bildhauersymposien und anderer Projekte im Steinbruch entstanden sind.

Steinbruch Reinhardtsdorf. Photo Privatarchiv.
Steinbruch Reinhardtsdorf. Photo Privatarchiv.

Der Austragungsort des Symposiums hat sich bis heute nicht geändert, man arbeitet weiter im Steinbruch – allerdings war Reinhardtsdorf I nur bis Ende der 1990er-Jahre in Betrieb, langsam abgelöst durch den benachbarten Sandsteinbruch Reinhardtsdorf II, zwischen Krippen und Reinhardtsdorf gelegen. Das Symposium findet weiter auf dem Gelände des inzwischen teilweise rückverfüllten Steinbruchs Reinhardtsdorf I statt, allerdings ohne Strom und Wasser. Und mit Öffnung von Reinhardtsdorf II war auch der von beiden Seiten geschätzte direkte, ständige Kontakt zwischen Steinbrechern und Künstler*innen, zwischen Steinabbau und Kunstmachen, gekappt.[2]

Eine öffentliche Ausschreibung des Symposiums wird nicht angestrebt, hielte zu sehr von der künstlerischen Arbeit ab. Es gibt keine Website, keine Social Media, auch kein Archiv. Aber eine sehr schöne Begleit-Publikation zur Ausstellung. [3]

Man kennt sich untereinander und sei offen für informelle Bewerbungen: bei Interesse bitte bei Marguerite Blume-Cárdenas oder den anderen Teilnehmer*innen melden!


[1] Marcel Fišer: Zur Einführung in die Ausstellung, in: Pirnaer Skulpturensommer, KTP Pirna 2024

[2] Quelle: Dr. Teresa Ende, Eröffnungsrede „SteinBruchZeit“, Pirna 2024.

[3] Stein Bruch Zeit – 50 Jahre Berliner Bildhauersymposium im Steinbruch Reinhardtsdorf, Hrsg: Marguerite Blume-Cárdenas in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Pirna, 2024. Zu bestellen per Mailanfrage an für 8,- Euro inkl. Versand; oder bis Jahresende 2024 im Stadtmuseum Pirna vor Ort für 6,- Euro erwerbbar.

Sculpture Network’s Emerging Sculptor Award 2024

BAM! nominierte Künstlerinnen besetzen die ersten beiden Plätze des neu ins Leben gerufenen Preises für aufstrebende Bildhauer*innen

Ruta Putramentaite, Creature No. 17 (detail), 2023. Garbage, paper mache, soil, sugar, bioplastic, flax seeds, wood, bones, approx. 2m x 1m x 1m
Ruta Putramentaite, Creature No. 17 (detail), 2023. Garbage, paper mache, soil, sugar, bioplastic, flax seeds, wood, bones, approx. 2m x 1m x 1m

Zum ersten Mal vergibt Sculpture Network, das führende Netzwerk für dreidimensionale Kunst in Europa, drei Preise, um den künstlerischen Weg aufstrebender Bildhauer*innen zu unterstützen. BAM! Berlin Art Management nomierte die beiden ersten Plätze: Der erste Preis geht an Ruta Putramentaite (geb. 1989, LT), der zweite Preis an Jindřiška Jabůrková (geb. 1995, CZ). Der dritte Preis an Nevena Ekimova (geb. 1984, BG).

Die Koordinator*innen des Netzwerks waren aufgefordert, mindestens drei Künstler*innen im Alter von bis zu 40 Jahren für den Preis zu nominieren, der an keinerlei Auflagen gebunden, und mit jeweils 3.500, 2.500 und 1.500 Euro dotiert ist.

Portrait of young artist Ruta Putramentaite (LT/CZ)
Ruta Putramentaite (LT/CZ)

Platz 1 belegt Ruta Putramentaite aus Litauen. Sie hat einen unverwechselbaren und interaktiven Weg eingeschlagen, um der Frage nachzugehen, was es bedeutet, Mensch im 21. Jahrhundert zu sein. Sie bewegt sich an der Grenze zwischen persönlichen und kollektiven Spuren und konzentriert sich auf die asymmetrische Beziehung zwischen Natur und Mensch. In ihren Arbeiten, in denen sie die verschiedensten Medien einsetzt, darunter Skulptur, Schrift, Audio und Performance, verbindet sie die Wiedergabe übernommener Botschaften mit ihrer eigenen Agenda.

Installation by Ruta Putramentaite, No Title, 2023. Garbage, paper mache, kombucha leather, soil, sugar, wood, bones, dimensions variable
Ruta Putramentaite, No Title, 2023. Garbage, paper mache, kombucha leather, soil, sugar, wood, bones, dimensions variable

Wir treffen auf Fragmente der Hinterlassenschaft menschlicher Aktivitäten und ihrer Wirkung auf die Umwelt. Durch ihre Installationen wird die Verflechtung von industriellen und natürlichen Prozessen offengelegt, konzeptionelle Unterscheidungen werden in Frage gestellt und ihr wechselseitiger Einfluss sichtbar gemacht. Ihre einzigartige Fähigkeit, diese existenziellen Fragen künstlerisch zu transportieren, zeichnet ihre Auseinandersetzung mit unserer Zukunft aus.

Ruta Putramentaite (geb. 1989) stammt aus Litauen, lebt in Tschechien. Sie studierte Fotografie an der Middlesex University in London und ist Absolventin des Prager UMPRUM (Edith Jeřábková und Dominik Langs Studio für Bildhauerei).

Jindřiška Jabůrková: Through Quiet Places you Shall Unite, 2022. Concrete, clay, 35 qm, site-specific installation. Photo: Peter Kolárčik
Jindřiška Jabůrková: Through Quiet Places you Shall Unite, 2022. Concrete, clay, 35 qm, site-specific installation. Photo: Peter Kolárčik

Kuratorin Veronika Čechová (Entrance Gallery, Praha/CZ), mit der ich über das Saloon Netzwerk verbunden bin, macht mich auf die junge Bildhauerin Jindřiška Jabůrková aufmerksam. Sie fasziniert mit ihrer Fähigkeit, magische Welten zu erschaffen. Mit gezielten Gesten, die spielerisch erscheinen, lädt Jabůrková die Betrachter:innen ein, sie auf ihrer fesselnden Reise zu begleiten.

Aus weggeworfenen Materialien, die sie im öffentlichen Raum findet, formt Jabůrková ihre eigenen einzigartigen Objekte. Sie erscheinen uns wie natürlich gewachsene Formen und Strukturen und bilden neue Gegenstände ohne Funktionen, die in ihrem eigenen Kosmos unser tägliches Handeln hinterfragen. Ihre künstlerischen Arbeiten ähneln Landschaften, wobei die entstehenden Objekte an Narben auf der Haut erinnern und zum Nachdenken über unsere Konsumgewohnheiten anregen.

Jindřiška Jabůrková wurde 1995 in Zlin, Tschechische Republik, geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Prag.

Jindřiška Jabůrková in her studio. Photo by Juliana Vlčková
Jindřiška Jabůrková. Photo by Juliana Vlčková

Den dritten Preis belegt die bulgarische Bildhauerin Nevena Ekimova, nominiert von Künstlerin und Sculpture Network Koordinatorin Marina Bauer.

Nevena Ekimovas tiefe Leidenschaft für den bildhauerischen Ausdruck zeigt sich in ihrer engen Verbindung zum Publikum wider. Ihre visuell beeindruckenden und taktilen Kunstwerke sind eine Mischung aus Poesie und Performance und laden zur aktiven Auseinandersetzung ein.

In ihren Werken erforscht sie die Machtdynamik in Beziehungen und die Traditionen Bulgariens. Ausgebildet in Norwegen, Island und an der schwedischen Kunstakademie Valand, schafft Ekimova eine Verbindung zwischen ihrer internationalen Kunstausbildung und dem kulturellen Erbe ihres Heimatlandes. In Anknüpfung an die Textiltradition von Gabrovo verwendet sie in ihren Werken recycelte Stoffe. Sie überzeugte die Jury mit ihrem erzählerischen Charme und ihrer starken Bindung an das Erbe ihres Heimatlandes. Ekimova ist eine hervorragende Wahl für die Auszeichnung.

Installation „Wooden Wedding“, Autorin Nevena Ekimova / Ausstellung „Everything (is) OK“, Fonds zur Unterstützung künstlerischer Projekte von Frauen, Bulgarischer Fonds für Frauen / Fotografin: Rosina Pencheva
Инсталация „Дървена сватба“, автор Невена Екимова / изложба „Всичко (ни) е наред“, Фонд в подкрепа на артистични проекти на жени, Български фонд за жените / фотограф: Росина Пенчева

Sculpture Network fördert das Medium Skulptur durch die Vernetzung von Künstler:innen, Kunstfachleuten, Kurator:innen und Liebhaber:innen der Bildhauerei in Europa und darüber hinaus. Seine Mitglieder haben die Möglichkeit, ihre Werke auf der Website dieses führenden Netzwerks für dreidimensionale Kunst zu präsentieren, und profitieren von seiner Reichweite. Über die Sculpture Network-Website, die sozialen Medien, den Newsletter sowie Live- und Online-Veranstaltungen werden Skulpturliebhaber:innen international verknüpft.

Das Kuratorium von Sculpture Network, der Künstler und Mitbegründer Hartmut Stielow und die Kunsthistorikerin Laure Debouttiere schlugen vor, den Emerging Sculptor Award ins Leben zu rufen, um aufstrebende Bildhauer:innen im Alter von 25 bis 40 Jahren zu fördern und zu unterstützen.

Für den ersten Platz wurden 3.500,- Euro vergeben, der zweite Preis ist mit 2.500,- Euro und der dritte Preis mit 1.500,- Euro dotiert. Die Preisträger:innen erhalten außerdem eine kostenlose einjährige Mitgliedschaft im Sculpture Network.

Die Koordinator:innen von Sculpture Network, Susanne Ahrenkiel, Marina Bauer, Neus Bergua, Anne Berk, Frank Nordiek, Hilde van Canneyt und Anemone Vostell, haben 32 Kandidaten und Kandidatinnen nominiert. Als Kunstfachleute und Künstler:innen haben sie einen Einblick in die Kunstszene ihrer Länder und der angrenzenden Regionen.

Die Jury war mit Hartmut Stielow, Laure Debouttiere, dem Künstler und Kurator Philipp Morlock unter dem Vorsitz von Künstler und Assistant to the Board Blake Ward besetzt. Nach Durchsicht von 32 beeindruckenden Bewerbungsprofilen und Portfolios traf die Jury ihre Wahl anhand der Kriterien künstlerische Innovation und Experimentierfreude sowie Bekenntnis der Kandidat:innen zum Medium Skulptur.

Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link!

Art moves – art connects

Sculptura #2 festival in Brussels

Pavlina Kvitas riesige Skulptur Guardian von 2023 im historischen Gare Maritim in Brüssel zum belgischen Skulpturen-Festival Sculptura #2 vom 19. Januar bis 10 März 2024
Pavlína Kvita (*1988): Guardian, 2023. Glasfaserbeton, 250 x 210 x 180 cm. Foto Willi Reiche.

Zum zweiten Mal findet in Brüssel das Sculptura Festival statt. 2024 wurde Sculptura #2 erweitert und bezieht den öffentlichen Raum mit ein. Die Ausstellung im historischen Gare Maritime wird um einen Skulpturenpark auf dem Gelände von Tour & Taxis sowie von Ausstellungen an verschiedenen Orten in der europäischen Hauptstadt ergänzt.

Sculptura ist eine europäische Geschichte, an der 40 Künstler*innen aus allen Teilen Europas teilnehmen. In Zusammenarbeit dem führenden europäischen Netzwerk für dreidimensionale Kunst sculpture-network.org hatte ich neben meinen Kolleg*innen Anne Berk, Marina Bauer (HRV) und Hilde van Cannyet (BE) die Gelegenheit, zwei Bildhauer*innen aus dem Baltikum für die Ausstellung zu kuratieren:

Sigita Dackevičiũtė (*1959) aus Litauen mit der Installation Nature/Civilisation II aus dem Jahr 2021. Dackevičiūtė studierte Kunst in Vilnius und Kaunas, und unterrichtet Bildhauerei, Komposition und Zeichnung am Kunstgymnasium Kaunas seit 1983.

Die mehrteilige Installation Nature/Civilisation II von Sigita Dackevičiūtė auf dem Festival Sculptura #2 in Brüssel 2024.
Sigita Dackevičiūtė: Nature/Civilisation II, 2021 , © Sculptura#2 (in front)

Ihr Werk umfasst Installationen, Skulpturen und digitale Kunst. Es ist eine Kombination aus abstrakten Formen, geometrischen Mustern, organischen Elementen und leuchtenden Farben. Sie experimentiert oft mit verschiedenen Techniken und Materialien, was ihren Arbeiten eine dynamische und ausdrucksstarke Erscheinung verleiht.

Ihre Installationen mäandern entlang ökologischer Themen und der Überschneidungen von Natur und Technik. Andere Themen, die Dackevičiūtė in ihrem Werk erforscht, sind die Spannung zwischen dem Individuum und der Gesellschaft sowie die Suche nach Identität und Selbsterkenntnis. Sie lenkt ihre Aufmerksamkeit auf Prozesse wie ‚jemand anderes zu werden“, oder „in den Schuhen eines anderen zu stehen“, als auch auf das Infragestellen gewohnter Hierarchien.

Die inhaltliche Spannung verstärkt sie durch Konfrontation und Kontrastierung von Formen, Materialien und Rhythmen. Unterschiedliche Formen und Rhythmen interagieren unterschiedlich mit visuellen Eindrücken: Sie verstärken oder schwächen sich gegenseitig und schaffen zusätzliche, widersprüchliche Schichten von Bedeutung.
Ihre Arbeiten geben keine Antworten, sie versuchen lediglich, die Komplexität die komplexe Beziehung des modernen Menschen zur Natur und Gesellschaft aufzuzeigen.

Des weiteren Mari Männa (* 1991), eine estnische Künstlerin, die bekannt für ihre Skulpturen und Installationen ist. Sie studierte an der Estnischen Kunstakademie, an der Gerrit-Rietveld-Akademie in Amsterdam und an der Aalto-Universität in Helsinki.

Die estnische Künstlerin Mari Männer in ihrer Skulpturengruppe "Remnants" von 2021.
Maria Männa: Remnants, 2021

Maris Arbeit ist inspiriert von der Natur und alter Architektur. Ihre Skulpturen sind oft abstrakt und minimalistisch und zeigen einen Sinn für Bewegung und Dynamik. Ihre bildhauerische Praxis wird von dem Drang angetrieben, Materialien zu erforschen und als ein tägliches Ritual greifbare Formen zu schaffen. Indem sie sich auf Versuch und Irrtum einlässt, hält sie den dynamischen Fortschritt in ihrer Praxis aufrecht. Gleichsam sind ihre Installatione großformatig und imposant und zeigen die Schönheit der Natur und der menschlichen Interaktion mit der Umwelt.

Die Installationen von Männa laden dazu ein, Ruinen zu entdecken: Reste von antiker Säulen und Reliefs. Ihre Werke scheinen einer archäologischen Stätte zu entstammen, wo man sie aus verschiedenen Perspektiven erkunden kann.

Für sie funktioniert Humor als ein wesentlicher Bewältigungsmechanismus, der es ermöglich, gesellschaftlich unerwünschte Impulse umzulenken. Ihre Kunstwerke verweben persönliche Geschichten mit größeren politischen Geschichten.

Acht Wochen lang (19.01.- 10.03.2024) läuft das Festival unter dem Motto „Art Moves, Art Connects“ (Kunst bewegt, Kunst verbindet), bei dem es um die Entdeckung von Skulpturen aus verschiedenen Kunstrichtungen geht, von monumentalen bis hin zu kleineren Werken. Ziel dieser Begegnung ist es, das Publikum zu ermutigen, sich mit dem Genre der Skulptur zu beschäftigen und sich bewusst damit auseinanderzusetzen, woran man in der Stadt eher vorbeigeht. So wird es in Brüssel selbst mehrere Skulpturen zu entdecken geben, unter anderem im Pixel Museum, im MigrationMuseumMigration in Molenbeek und im Hotel The Dominican.

Unter dem Label des belgischen Vorsitzes des Rates der Europäischen Union im ersten Halbjahr 2024 wurde Sculptura als offizielle kulturelle Aktivität anerkannt. Darüber hinaus wird das Festival eine zusätzliche Komponente haben, die die Kunstsammlung des Europäischen Parlaments hervorhebt.

Der Katalog zur Ausstellung steht hier zum Download bereit.

Land-Partie von Berlin zur Sommerausstellung „Am Seegarten“ in Kirchmöser am Plauer See 

Gelände der ehemaligen Pulverfabrik Kirchmöser. © Clemens Poloczek

Sculpture-Network Berlin Dialogue am 9. September 2023

Neun renommierte Berliner Galerien und das silent green präsentieren in dieser Sommerausstellung skulpturale und raumspezifische Installationen von Künstlern aus ihrem Programm in der ehemaligen Schießpulverfabrik. 

Karin Sander: No. 11: SAGA BERA, 2022. Fabric, glass, MDF, metal, paint, paper, plaster, pigment, plastic, wood. 89,5 x 103 x 48 cm (35 1/4 x 40 1/2 x 18 7/8 in). 5 works included. Courtesy of Esther Schipper, © Ludger Paffrath

Die Berliner Galerie Ebensperger und das silent green Kulturquartier haben das Gelände erschlossen, um das glamouröse Theater mit Clubhaus und das zweigeschossige Bürogebäude als Ort für künstlerische Projekte wiederzubeleben.

Eva Koťátková: Out of sight, 2015. metal, string ball. Notes:124 x 203 x 90 cm. Courtesy the artist and Meyer Riegger © Ludger Paffrath

Rund 60 ausgewählte Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Eva Koťátková (Meyer Riegger), Heike Kabisch (ChertLüdde) oder Karin Sander (Esther Schipper) greifen den morbiden Charme des Ortes auf und regen dazu an, sich mit der Vergänglichkeit von Zeit und Raum, oder auch einem Künstler*innen-Atelier auseinanderzusetzen. 

Jan St. Werner mit Michael Akstaller: Efferenteffekt (Wir können nichts vernünftiges sagen, über die Beziehung zwischen der Beschreibung und dem was beschrieben wird), 2023. Speaker panel, sound, Courtesy of silent green © Ludger Paffrath

Erfahren Sie aus erster Hand mehr über das Projekt und nutzen Sie die Gelegenheit zum Austausch mit Gleichgesinnten.

Heike Kabisch: I told you to be more passionate…/Pose 1, 2019. Ceramic, plastic, paper, fabrics, bed sheet, pillow, 160 × 78 × 36 cm. Courtesy of the Artist and ChertLüdde © Ludger Paffrath

Eine Veranstaltung von BAM! Berlin Art Management, präsentiert von Sculpture Network. Anmeldung erbeten hier!

Renata Lucas und MK Kaehne – ein skulpturaler Diskurs in die Konzeptkunst

Sculpture Network Berlin Dialogue in den Galerien neuegerriemschneider und Semjon Contemporary in Mitte

Abb. li.: Ausstellungsansicht MK Kaehne – MUTTER bei Semjon Contemporary, 21. April – 3. Juni 2023, Photo: Doyeon Lexi Kim. Abb. re.: installation view: Renata Lucas, short cut, April 29 – May 27, 2023, neugerriemschneider, Berlin © Renata Lucas. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe.

Renata Lucas (* 1971 in Ribeirão Preto) ist eine brasilianische Installations- und Konzeptkünstlerin, die in São Paulo lebt und arbeitet. In der Präsentation short cut ihrer Einzelausstellung bei neugerriemschneider (28.4. – 27.5.) baut Lucas auf konkurrierenden Vorstellungen von kontemplativer, nicht greifbarer Interaktion und deren quantifizierbarer Bewertung auf und lädt die Betrachter ein, sich aktiv an einer münzbetriebenen Installation zu beteiligen, die die Bedingungen der Aufmerksamkeit und die Prozesse der Interpretation neu überdenkt.

MK Kaehne (*1963 Vilnius/Litauen) ist ein deutsch-russischer Bildhauer, der in Berlin lebt und arbeitet. Neben den berühmt berüchtigten, funktionalen Kofferskulpturen des Bildhauers MK Kaehne zeigt die Ausstellung MUTTER neue Objekte, lebensgroß und hyperrealistisch dargestellte Menschen – einen weiblichen Akt sowie die Büste eines Jungen – in der für Kaehne typischen Ästhetik. In der Galerie Semjon Contemporary dreht sich alles um das Thema „Mutter“ in mannigfaltiger Version. Kaehne, der in Moskau und Berlin aufgewachsen ist und seine künstlerische Laufbahn nach seinem Studium an der Kunsthochschule Weißensee (1983-88) in der Wendezeit begann, ist vom russischen Konstruktivismus geprägt. Sein Werk ist stark analytisch, greift biografische, politische und dadaistische Elemente auf; die Resultate aber sind ironisch.

Am Samstag, den 27. Mai 2023, biete ich im Rahmen der Dialog-Veranstaltungen des europäischen Bildhauer*innen-Netzwerkes Sculpture Network eine Führung zum Thema „Konzeptkunst“ an. Anmeldung über das Büro.

Bildhauer-Symposium IKARUS – Der Höhenflug ausgeschrieben

22. – 30. Juli 2023 im historischen Industriegebiet Darmstadts

Die aktuelle Ausschreibung zum zweiten WOLF-WERK Bildhauersymposion IKARUS -Der Höhenflug, das vom 22. – 30. Juli 2023 in der lichtdurchfluteten Halle 109 auf dem ehemaligen Schenk-Gelände im historischen Industriegebiet Darmstadts stattfindet, ist veröffentlicht. Bewerbungsschluss ist der 1. Juni 2023.

Bildhauer:innen aus ganz Europa sind eingeladen, sich in ihrem Material, sei es Stahl, Stein oder Holz, zum Thema „IKARUS – Der Höhenflug“ auszudrücken und von den Synergien des Symposions zu profitieren. Über einen Zeitraum von acht Tagen erhalten drei bis vier Bildhauer:innen die Möglichkeit in professioneller Umgebung zu kreativem Austausch und gemeinsamem Schaffen an unterschiedlichen Skulpturen zusammen zu kommen.

“Wolf’s initiative bridged the gap between different worlds. There was curiosity about each other’s work. There was an atmosphere in which working together was very good and natural. In addition,

I would like to mention the enormous hospitality and the great atmosphere of the huge and super organized workshop.

In short, it was very worthwhile to participate in this workshop, as together you build a cathedral, you just don’t do that alone.”

[Herbert Nouwens, Slochteren,NL]

Bildhauerin Susanne Roewer beim Symposion Balance 2021

Georg-Friedrich Wolf ist ein wunderbarer Gastgeber und energetischer Bildhauer, der seine großen technischen Fähigkeiten und Möglichkeiten mit verrückten Inspirationsideen (Einladung von Zirkusartisten etc.) verbindet.

Er nimmt die eingeladenen Kolleginnen und Kollegen mit auf freie Assoziations-Reisen, eine bestens ausgestattete Materialspielwiese und bietet zusätzlich ein Präsentationspodium. 

Das Wolf-Werk ist ein großartiger Ort, um Routinen abzuwerfen und im Austausch mit Gleichgesinnten neue Wege zu beschreiten.“

[Susanne Roewer, Basel, CH/Berlin,DE]

So die O-Töne der Teilnehmer:innen des ersten WOLF-WERK Symposions in 2021.

Weitere Informationen finden Sie hier

Das Symposion ist eine Zusammenarbeit mit der europäischen Bildhauer-Vereinigung Sculpture Network und wird organisiert von der Sculpture Network-Koordinatorin für Berlin, Anemone Vostell | BAM! Berlin Art Management.

Sculpture Network – Berlin Dialog I

Ausstellungsbesuch „Neues Berliner Eisen“ in der Kunstgießerei Altglienicke

Kunstguß. Photo: Vivian Reinheimer

Im Rahmen der 9. Internationalen Konferenz für Kunstguß (ICCCIA) in Berlin kuratiert die Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach in der Kunstgießerei Altglienicke eine Ausstellung mit Plastiken von Julia Schleicher, Kerstin Grimm, el.doelle, Frank Seidel und sich selbst.

Anna Franziska Schwarzbach: Bettelnder weiblicher Plagegeist. Gußeisen.

Am 22. September 2022 gibt es eine Kurator:innenführung, und die Geschäftsführerin Anke Schirlitz gewährt Einblick in die Arbeitsweise ihrer Kunstgießerei für Bronze, Aluminium und Kunststoff, die sich einer besonders engen, kreativen Zusammenarbeit mit Kunden und Künstlern verschrieben hat.

Paolo Primiero: Arbeiterhände (Hände des Meisters Hoche´,  Eisengießerei P.&HP. Behr in Berlin Weissensee), 1991. Courtesy: the artist.

Programm:

15:30 – 17:00 Uhr      Begrüßung und Einführung durch die Geschäftsführerin der Kunstgießerei, Anke Schirlitz. Anschließend Führung mit der Kuratorin und Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach

17:00 Uhr                   Get together mit Vorstellungsrunde für sculpture network Mitglieder und solche die es werden wollen

Teilnehmer:innengebühr: 20,00 Euro (normaler Preis), 10,00 Euro sculpture network Mitglieder
Bitte bar (passend) vor Ort zahlen. Umfasst Willkommensgetränk und Snacks, Führung, Einführung in die Kunstgießerei, Netzwerken.

In Kooperation mit Kunstgießerei Altglienicke

Der Dialog wird von der neuen Koordinatorin von sculpture network für Berlin, Anemone Vostell, organisiert. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen im internationalen Kunstmarkt und im Kunstmanagement.
Im Jahr 2020 gründete sie BAM! Berlin Art Management und bietet Künstlern, Kuratoren, Galerien und Sammlern maßgeschneidertes Projektmanagement.

Ausschreibung zum Bildhauer Symposion BALANCE

26. 09. – 3.10.2021 im WOLF WERK Halle 109 Darmstadt

Impression WOLF WERK Halle 109 in Darmstadt während zur Einweihung im Sommer 2019
Impression WOLF WERK Halle 109 während der Eröffnungsausstellung Sommer 2019.

Bewerbungsschluß: 26. Juli 2021

Skulptur fordert heraus haptisch zu erleben. Einem Erleben in Präsenz, dass seit Beginn der Corona Pandemie im Frühjahr 2020 nur noch höchst eingeschränkt möglich war. In der Hoffnung, im Spätsommer/Herbst 2021 wieder gesellig sein zu können, initiiert der Stahlbildhauer Georg-Friedrich Wolf ein Bildhauer Symposion, nach klassischem Vorbild[i].

In der historischen Halle 109, dem Wolf-Werk in Darmstadt, sollen drei bis vier Bildhauer über einen Zeitraum von einer Woche zu kreativem Austausch und gemeinsamem Schaffen an unterschiedlichen Skulpturen zusammenkommen.

Bildhauer:innen aus ganz Europa sind eingeladen, sich in ihrem Material, sei es Stahl, Stein oder Holz, zum Thema „Balance“ auszudrücken und von den Synergien des Symposions zu profitieren. Auch Material-übergreifende Erfahrungen sowie das Wechselspiel von Materialien unter gegenseitiger Inspiration und/oder Hilfestellung sind willkommen.

Das Thema BALANCE soll dabei in seiner bildhauerischen wie inhaltlichen Bedeutung ausgelotet werden. Zum einen fordern Material, Volumen und Massen den Bildhauer per se heraus, ein Gleichgewicht zu suchen; zum anderen gilt es künstlerische Schaffenszustände auszubalancieren.

In der Physik ist Gleichgewicht gleich Stillstand. Bewegung und Dynamik kann nur stattfinden, wenn sich die Kräfte im Ungleichgewicht befinden, also aufeinander wirken. In der Kunstgeschichte wird die Balance als Ideal der ausgewogenen Komposition gepriesen, der goldene Schnitt. Umso spannender kann es sein, diesen durch gezielt geschaffenes Ungleichgewicht, zu provozieren.

Das Symposion BALANCE fordert die Teilnehmer:innen heraus, sich mit diesen Aspekten an Hand von interdisziplinären Materialbezügen auseinanderzusetzen: Es gemeinsam mit dem Gleichgewicht, oder aber dem Ungleichgewicht aufzunehmen!

Am Ende des Symposions werden die Arbeiten im Rahmen eines dreitägigen Abschluss-Events mit Künstlergesprächen, Bildhauervorträgen und Ausstellung der im Lauf des Symposions entstandenen Arbeiten vorgestellt.

Der Ort

Wolf-Werk Halle 109. Impression 2020.

Die Halle 109 bietet mit ihrer Größe und Ausstattung hervorragende Voraussetzungen für die verschiedenen Prozesse: 250qm freie Arbeitsfläche plus Außenbereich (ca. 1000qm)

Equipment:
  • Kran, Stapler, alle Arten Hebe- und Transportfahrzeuge
  • Hydraulikpresse und Lufthammer
  • kein Kompressor für Steinmetzarbeiten (Steinmetzwerkzeuge in Abstimmung organisierbar)
Materialien:
  • Stahl aller Formate auf Vorbestellung (in Absprache)
  • Vermittlung von Materialien wie Holz oder Stein möglich
Kost und Logis:
  • Verköstigung durch ortsansässigen Caterer möglich (Kostenbeteiligung)
  • je nach Abstimmung in privater Pension oder zu Sonderkonditionen im Hotel
Anreise:
  • auf eigene Kosten
Transport:
  • der An- und Abtransport der Materialien und Werke geht zu Lasten der Teilnehmer:innen

Die Ausschreibung:

Bildhauer:innen aus ganz Europa können sich zur Teilnahme an dem Symposion bewerben.

Einzureichen sind ausschließlich in digitaler Form:

  • Bewerbungsformular
  • Portfolio inkl. CV, Arbeitsproben und Artist-Statement (max. 2 MB)
  • Beschreibung eines zum Thema passenden Arbeitsvorhabens bzw. Idee (ein fertig formuliertes Vorhaben bei adäquatem Nachweis vergleichbarer Arbeiten, ist nicht zwingend notwendig. Die Ideenskizze kann sich auch – ggf. gemeinsam – unter dem Symposion entwickeln.)  (max. 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen)

Eine Jury bestehend aus 1 Kurator:in, 1 Kunstkritiker:in sowie 1 Mitglied von Sculpture Network und dem Veranstalter selbst, wählt die Teilnehmer:innen aus.

Bewerbungsschluss ist der 26. Juli 2021

Projektmanagement: BAM! Berlin Art Management – Anemone Vostell

In Kooperation mit: Sculpture Network


[i] Mit Bildhauersymposium (auch Bildhauersymposion) wird eine Veranstaltung bezeichnet, bei der mehrere Bildhauer oder auch andere Schöpfer plastischer Kunstwerke, wie Metallplastiker oder Keramikkünstler zusammenkommen und in einer gemeinsamen Werkstätte oder Werkplatz Skulpturen entwerfen und gestalten. Die Künstler leben und arbeiten gemeinsam, setzen sich mit dem gleichen Material oder dem gleichen Thema auseinander und bilden ein gemeinsames Forum.

Während die Bildhauer in ihrem schöpferischen Prozess normalerweise allein in ihren Werkstätten ein Kunstwerk entwarfen und arbeiteten, ggf. auch Helfer mit Detailarbeiten beauftragten, gestalten und arbeiten sie in Bildhauersymposien ihr Werk auf einem gemeinsamen Werkplatz – auch teilweise auf dem späteren Aufstellungsort. Mit dieser neuen Form, diesen fast in allen Fällen internationalen Symposien, bestand die Möglichkeit Bildhauer unterschiedlicher Kunstrichtungen, Nationen und Länder zusammenzuführen, zum künstlerischen und menschlichen Austausch, wie auch in späteren Symposien zur gemeinsamen Gestaltung eines Platzes oder eines gemeinsamen Kunstwerks. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bildhauersymposium)