21. November 2024 ab 20 Uhr im Café Babette, Berlin-Neukölln
Endlich ist sie da, die retroaktive Künstler-Monographie MK Kaehne – Π = 3,14159mit einem Text von Kunstkritikerin Brigitte Werneburg und einem Interview von Anemone Vostell mit MK Kaehne. 176 Seiten stark, mit über 140 Abbildungen aus dem Gesamtkunstwerk des deutsch-russischen Konzeptkünstlers, von den 1990ern bis zu brandneuen Arbeiten direkt aus dem Atelier.
Gestaltet von Felix Müller – muellerandfriends.com und gedruckt bei Katalogdruck-Berlin.de stellen wir die im DCV-Verlag erscheinende Publikation gemeinsam auf der kleinen aber feinen Kunstbuch-Messe Info on Books im Café Babette des Kindl – Zentrums für zeitgenössische Kunst in Berlin Neukölln vor.
„Info on Books“ ist eine regelmäßige Veranstaltung im Café Babette, bei der Künstler und Kunstverleger ab 20 Uhr ihre neuesten Publikationen vorstellen.
Die Publikation wurde ermöglich durch die Präsentationsförderung des Berliner Senats für Kultur, sowie die freundliche Unterstützung der Galerie Hartwich, Rügen sowie Dr. Erika Habermalz – ehm. Galerie Hartwig Bremen.
Der am selben Tag frisch aus dem Druck kommende Katalog ist vor Ort und über den DCV-Verlag für 35 Euro erhältlich.
Die Ausstellung BAR DELUXE des Konzeptkünstlers MK KAEHNE nimmt Bezug auf die Fluxus-Sammlung des Museo Vostell Malpartida – Donation Gino di Maggio und zeigt eine Auswahl von Skulpturen, Objekten und Fotografien aus seinem erweiterten WerkzyklusBar.
Vor dem Hintergrund des russischen Konstruktivismus und des Moskauer Konzeptualismus hinterfragt KAEHNE die zeitgenössische Idee von Kunst. Während Duchamp das Urinal zum Readymade erklärte und damit seine Funktion leugnete, betonten Fluxisten wie George Brecht in Werken wie Sink, das in der Sammlung des Museums gezeigt wird, die Absurdität des Alltäglichen.
KAEHNE seinerseits bedient sich der Grammatik des Surrealismus, des Dadaismus und des Fluxus und verwandelt die hyperästhetische Funktionalität seiner Objekte und Skulpturen in Kunst.
Neben der Arbeit Bar Deluxe (2004) sind zentrale Werke wie Die Vorliebe der Bourgeoisie für den Surrealismus… (2011) bis hin zu brandneuen Arbeiten wie Partygirls und Stecker, beide aus diesem Jahr in der Ausstellung zu sehen.
MK Kaehne: Partygirls, 2024. Fotoprint, Passepartout, gerahmt, Ed. 5, 45 x 58,5 cm.
Vernissage unter Anwesenheit des Künstlers
29 November 2024 – 7.30 pm
Museo Vostell Malpartida Carretetera de Los Barruecos s/n 10910 Malpartida de Cáceres Extremadura/Spain
Eine retroaktive Künstlermonographie im DCV-Verlag
MK Kaehne: Day (Koffer: Selbst), 2001, Fotografie, 120 x 160 cm.
Die Biografie des Konzeptkünstlers MK Kaehne (geb. 1963 in Vilnius, lebt und arbeitet in Berlin) oszilliert zwischen Vilnius, Moskau und Berlin.
Vom russischen Konstruktivismus geprägt, zeichnet und baut er Koffer-Skulpturen in Warenhausästhetik, eine Umkehrung des Readymade-Prinzips. Sein Schwerpunkt verlagert sich allmählich vom Formalen zum Psychologischen, hin zu lebensgroßen Figuren wie It’s me (2023): eine hyperrealistische Nachbildung seiner selbst, kopfüber im Schlamm liegend, daneben ein Gartenzwerg.
Kaehne arbeitet streng analytisch, die Ergebnisse aber sind voller Tragik und Ironie. Absichtslose Zeichnungen, in denen Biografisches, Dadaistisches und Politisches verschmelzen, begleiten sein Oeuvre. Ein Gesamtkunstwerk, das die persönliche wie gesellschaftliche Entwicklung nachzeichnet.
MK Kaehne, Koffer: Landschaft, 2005, mixed media, Polyester, Dia/Neon, Chrom, Leder, 188 x 220 x 200 cm (geöffnet). Foto, Arwed Messmer
Aus der Malerei kommend, entwickelt Kaehne zunächst Objekte zur Beobachtung und Vermessung des Bildraumes, zeichnet, konstruiert und baut Koffer-Skulpturen, mit denen er Gesellschaftliches, wie Autobiographisches thematisiert. Geprägt vom russischen Konstruktivismus, hineinkatapultiert in die Wendezeit verfolgt er quasi eine fluxistische Strategie, die Brüche seiner Zeit zu verarbeiten.
MK Kaehne ist Bildhauer, der Systeme präzise plant und baut. In ihrer detaillierten Mechanik und konsequenten Ausführung sind seine Skulpturen luxuriöse Erfüllungsbaukästen, die vom Schneebesen bis zur Krawattennadel alles bieten, was man im Alltag braucht. Aber Kaehne ist kein Designfetischist! In ihrer Warenhausästhetik sind seine Werke Kunstobjekte, mit denen er die geschönte Sichtweise der Konsumwelt brechen will.
Grammatikalisch-formal wie inhaltlich-diskursiv stellt er sich in den Kontext seiner Vorbilder Malewitsch oder auch Duchamp. Sucht ein Bild zu kreieren, das stimmig ist, gedanklich und formal. Präzise formuliert der Bildhauer in seinen Objekten die gesellschaftlichen Themen seiner Zeit, nimmt den konstruktivistischen Anspruch ernst.
MK Kaehne, Portrait (My mother was…), 2020/21, Silicon, Haare, Holz, Sweatshirt bestickt, 181 x 68 x 52 cm mit Sockel, Foto Eric Tschernow
In seinen jüngsten Arbeiten verlagert sich der Schwerpunkt vom Formalen mehr zum Psychologischen. Kaehne kreiiert nun lebensgroße Figuren, wie z. Bsp. „It’s me“ (2023). Eine hyperrealistische Nachbildung seiner selbst, kopfüber im Schlamm liegend, neben einem schelmischen Gartenzwerg. Die Arbeit am Thema ist stets streng analytisch, Kaehnes Resultate aber sind ironisch.
Projektionsfläche ist das biografische Erleben des Künstlers. Die Subjektivität wird so weit abstrahiert, dass sie zum Kunstwerk wird. „Alles kann in die Kreativität einfließen, durch wachsames Beobachten. Ohne Absicht, ohne Wollen“, so MK Kaehne, aber „es muss unbedingt wertfrei sein!“
In einer Endlos-Serie datumsloser Zeichnungen „P=3,141…“, die sein komplettes Oeuvre begleiten, lässt Kaehne Biografisches, Dadaistisches und Politisches miteinander verschmelzen. Ein Gesamtkunstwerk, das wie kein anderes die persönlichen wie gesellschaftlichen Entwicklungen vor dem Hintergrund einer Ost-West-Biografie nachzeichnet, ge- und erlebt vor allem in Berlin Prenzlauer Berg.
MK Kaehne: Stalin mit Ameise, o.D. Tusche/ Papier, Prägung auf Passepartout, zweiteilig, 19,7 x 31,5 cm / 16,2 x 31,5 cm, Rahmenmaße 67 x 50 cm, Foto Eric Tschernow.
Die zeitgeschichtliche Einordnung seines Werkes wird durch einen Text der Kultur-Journalistin Brigitte Werneburg vorgenommen. Werneburg war Redakteurin bei der taz – die tageszeitung und hat Kaehnes Werke bereits 1995 in der Galerie Johannes Zielke und 2017 bei Michael Schultz besprochen. Ergänzt durch ein Gespräch mit der langjährigen Kennerin seines Werkes, Kulturmanagerin Anemone Vostell, in dem Kaehne sein künstlerisches Selbstverständnis erläutert, das im Spannungsfeld von Ost-Sozialisation und West-Erlebnis, staatlicher Protektion und Markt-Freiheit steht.
Die Monographie bildet eine chronologische Übersicht seiner wichtigsten Werke in fließendem Übergang ab: von den Anfängen der Malerei über erste Installationen und Objekte, unterbrochen von Zeichnungen, bis hin zu den teils fotografisch inszenierten Skulpturen.
Insgesamt ist die retroaktive Monographie als bilanzierende Positionierung des Künstlers in unseren Zeiten des Umbruchs, aber vor allem auch vor dem Hintergrund der weltpolitischen Ereignisse, quasi in der Umkehrung des Mauerfall-Phänomens, zu lesen, für das das Berlin der Vor- und Nach-Wendezeit steht.
Cover mit Zeichnung „Pi=3,141…“ von MK Kaehne. Gestaltung: müller&friends grafikdesign.
Die Kreiszahl Pi=3,141… beschreibt das Verhältnis von Umfang zu Durchmesser und hat unendlich viele Nachkommastellen. Darin sind bislang keine vorhersagbaren Muster erkennbar, die Ziffernfolge erscheint chaotisch und ist somit eine Konstante ohne Einheit.
In konsequenter Logik aus der räumlichen Arbeit eines Bildhauers übersetzt Kaehne dieses Prinzip der Irrationalität auf die Gestaltung des Katalogs, indem die chronologische Übersicht seines Gesamtkunstwerks, den fließenden Übergang von der Malerei, über die „Werkzeuge zum Koordinieren und Beobachten“ bis hin zu den Objekten und Skulpturen, durch absichtslose Zeichnungen unterbricht, und gleisam den Kreis seines künstlerischen Schaffens schließt.
Die Gestaltung des im November 2024 im DCV-Verlag erscheinenden Katalogs erfolgt in Zusammenarbeit mit der Gestaltungsplattform müller&friends grafikdesign. von Prof. Felix Müller.
Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin, sowie mit freundlicher Unterstützung von Dr. Erika Habermalz, ehm. Galerie Hartwig, Bremen und Galerie Hartwich, Rügen.
BAM! nominierte Künstlerinnen besetzen die ersten beiden Plätze des neu ins Leben gerufenen Preises für aufstrebende Bildhauer*innen
Ruta Putramentaite, Creature No. 17 (detail), 2023. Garbage, paper mache, soil, sugar, bioplastic, flax seeds, wood, bones, approx. 2m x 1m x 1m
Zum ersten Mal vergibt Sculpture Network, das führende Netzwerk für dreidimensionale Kunst in Europa, drei Preise, um den künstlerischen Weg aufstrebender Bildhauer*innen zu unterstützen. BAM! Berlin Art Management nomierte die beiden ersten Plätze: Der erste Preis geht an Ruta Putramentaite (geb. 1989, LT), der zweite Preis an Jindřiška Jabůrková (geb. 1995, CZ). Der dritte Preis an Nevena Ekimova (geb. 1984, BG).
Die Koordinator*innen des Netzwerks waren aufgefordert, mindestens drei Künstler*innen im Alter von bis zu 40 Jahren für den Preis zu nominieren, der an keinerlei Auflagen gebunden, und mit jeweils 3.500, 2.500 und 1.500 Euro dotiert ist.
Ruta Putramentaite (LT/CZ)
Platz 1 belegt Ruta Putramentaite aus Litauen. Sie hat einen unverwechselbaren und interaktiven Weg eingeschlagen, um der Frage nachzugehen, was es bedeutet, Mensch im 21. Jahrhundert zu sein. Sie bewegt sich an der Grenze zwischen persönlichen und kollektiven Spuren und konzentriert sich auf die asymmetrische Beziehung zwischen Natur und Mensch. In ihren Arbeiten, in denen sie die verschiedensten Medien einsetzt, darunter Skulptur, Schrift, Audio und Performance, verbindet sie die Wiedergabe übernommener Botschaften mit ihrer eigenen Agenda.
Ruta Putramentaite, No Title, 2023. Garbage, paper mache, kombucha leather, soil, sugar, wood, bones, dimensions variable
Wir treffen auf Fragmente der Hinterlassenschaft menschlicher Aktivitäten und ihrer Wirkung auf die Umwelt. Durch ihre Installationen wird die Verflechtung von industriellen und natürlichen Prozessen offengelegt, konzeptionelle Unterscheidungen werden in Frage gestellt und ihr wechselseitiger Einfluss sichtbar gemacht. Ihre einzigartige Fähigkeit, diese existenziellen Fragen künstlerisch zu transportieren, zeichnet ihre Auseinandersetzung mit unserer Zukunft aus.
Ruta Putramentaite (geb. 1989) stammt aus Litauen, lebt in Tschechien. Sie studierte Fotografie an der Middlesex University in London und ist Absolventin des Prager UMPRUM (Edith Jeřábková und Dominik Langs Studio für Bildhauerei).
Jindřiška Jabůrková: Through Quiet Places you Shall Unite, 2022. Concrete, clay, 35 qm, site-specific installation. Photo: Peter Kolárčik
Kuratorin Veronika Čechová (Entrance Gallery, Praha/CZ), mit der ich über das Saloon Netzwerk verbunden bin, macht mich auf die junge Bildhauerin Jindřiška Jabůrková aufmerksam. Sie fasziniert mit ihrer Fähigkeit, magische Welten zu erschaffen. Mit gezielten Gesten, die spielerisch erscheinen, lädt Jabůrková die Betrachter:innen ein, sie auf ihrer fesselnden Reise zu begleiten.
Aus weggeworfenen Materialien, die sie im öffentlichen Raum findet, formt Jabůrková ihre eigenen einzigartigen Objekte. Sie erscheinen uns wie natürlich gewachsene Formen und Strukturen und bilden neue Gegenstände ohne Funktionen, die in ihrem eigenen Kosmos unser tägliches Handeln hinterfragen. Ihre künstlerischen Arbeiten ähneln Landschaften, wobei die entstehenden Objekte an Narben auf der Haut erinnern und zum Nachdenken über unsere Konsumgewohnheiten anregen.
Jindřiška Jabůrková wurde 1995 in Zlin, Tschechische Republik, geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Prag.
Jindřiška Jabůrková. Photo by Juliana Vlčková
Den dritten Preis belegt die bulgarische Bildhauerin Nevena Ekimova, nominiert von Künstlerin und Sculpture Network Koordinatorin Marina Bauer.
Nevena Ekimovas tiefe Leidenschaft für den bildhauerischen Ausdruck zeigt sich in ihrer engen Verbindung zum Publikum wider. Ihre visuell beeindruckenden und taktilen Kunstwerke sind eine Mischung aus Poesie und Performance und laden zur aktiven Auseinandersetzung ein.
In ihren Werken erforscht sie die Machtdynamik in Beziehungen und die Traditionen Bulgariens. Ausgebildet in Norwegen, Island und an der schwedischen Kunstakademie Valand, schafft Ekimova eine Verbindung zwischen ihrer internationalen Kunstausbildung und dem kulturellen Erbe ihres Heimatlandes. In Anknüpfung an die Textiltradition von Gabrovo verwendet sie in ihren Werken recycelte Stoffe. Sie überzeugte die Jury mit ihrem erzählerischen Charme und ihrer starken Bindung an das Erbe ihres Heimatlandes. Ekimova ist eine hervorragende Wahl für die Auszeichnung.
Инсталация „Дървена сватба“, автор Невена Екимова / изложба „Всичко (ни) е наред“, Фонд в подкрепа на артистични проекти на жени, Български фонд за жените / фотограф: Росина Пенчева
Sculpture Network fördert das Medium Skulptur durch die Vernetzung von Künstler:innen, Kunstfachleuten, Kurator:innen und Liebhaber:innen der Bildhauerei in Europa und darüber hinaus. Seine Mitglieder haben die Möglichkeit, ihre Werke auf der Website dieses führenden Netzwerks für dreidimensionale Kunst zu präsentieren, und profitieren von seiner Reichweite. Über die Sculpture Network-Website, die sozialen Medien, den Newsletter sowie Live- und Online-Veranstaltungen werden Skulpturliebhaber:innen international verknüpft.
Das Kuratorium von Sculpture Network, der Künstler und Mitbegründer Hartmut Stielow und die Kunsthistorikerin Laure Debouttiere schlugen vor, den Emerging Sculptor Award ins Leben zu rufen, um aufstrebende Bildhauer:innen im Alter von 25 bis 40 Jahren zu fördern und zu unterstützen.
Für den ersten Platz wurden 3.500,- Euro vergeben, der zweite Preis ist mit 2.500,- Euro und der dritte Preis mit 1.500,- Euro dotiert. Die Preisträger:innen erhalten außerdem eine kostenlose einjährige Mitgliedschaft im Sculpture Network.
Die Koordinator:innen von Sculpture Network, Susanne Ahrenkiel, Marina Bauer, Neus Bergua, Anne Berk, Frank Nordiek, Hilde van Canneyt und Anemone Vostell, haben 32 Kandidaten und Kandidatinnen nominiert. Als Kunstfachleute und Künstler:innen haben sie einen Einblick in die Kunstszene ihrer Länder und der angrenzenden Regionen.
Die Jury war mit Hartmut Stielow, Laure Debouttiere, dem Künstler und Kurator Philipp Morlock unter dem Vorsitz von Künstler und Assistant to the Board Blake Ward besetzt. Nach Durchsicht von 32 beeindruckenden Bewerbungsprofilen und Portfolios traf die Jury ihre Wahl anhand der Kriterien künstlerische Innovation und Experimentierfreude sowie Bekenntnis der Kandidat:innen zum Medium Skulptur.
Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link!
Ein Gespräch mit dem Künstlerpaar Katrin Bongard und Uwe Carow in der Kunstgießerei Altglienicke
Katrin Bongard und Uwe Carow vor ihren Werken
Katrin Bongard und Uwe Carow bezeichnen sich als „working couple“ Katrin versteht sich als Malerin, auch wenn die meisten Ihrer Arbeiten Wandobjekte sind. Uwe ist Bildhauer und Poet. Seit sie sich in der Hausbesetzer-Szene Berlins der 80er Jahre kennen lernten, leben sie einem fortwährenden Dialog, der sich über ihre Beziehung, Familie, ihr gesamtes – künstlerisches -Schaffen, ihr Sein erstreckt.
Katrin Bongard: Selflove, 2022/3
Die Ausstellung LOVE YOU – RELATIONS ist das Ergebnis ihrer EXPLORATION #1 – einem Format, das Bongard und Carow in 2022 entwickelten und als Exhibition in Progress bezeichnen. Zwei Künstler erforschen sich gegenseitig, kombinieren ihre Arbeiten, finden neue Wege der Ausstellung, kommunizieren durch Kunst.
Und doch: Schöner ist es nicht? Neueröffnung von CAMP SPACE Berlin
Malerei von Roxanne Krumm and Skai kuratiert von Tayla Camp
7. September bis 2. Oktober 2023
Mit „Is It No More Beautiful Than That?“ / „Und doch: Schöner ist es nicht? Das ist das Ganze?“ eröffnet Kuratorin und Galeristin Tayla Camp (geb. 1991, USA) einen neuen temporären Kunstraum in Berlin Mitte. Das Projekt Camp Space etabliert sich als Pop-Up Galerie, die insbesondere Frauen und artists of color eine Plattform bietet.
Gallery owner and curator Tayla Camp
Mit der Eröffnungsausstellung werden zwei junge Künstlerinnen auf ihrer komplexen Suche von Enttäuschung und Unzufriedenheit hin zu emotionaler Erfüllung begleitet. Mit neuen stilistisch unterschiedlichen aber thematisch aufeinander bezogenen Werken dokumentieren die Künstlerinnen Roxanne Krumm (geb. 1988, USA) und Skai (geb. 1992, Litauen) ihr entschlossenes, fast zermürbendes, Bemühen um Wahrheit und Lebendigkeit sowohl in sich selbst als auch in der sie umgebenden Realität.
l.: Skai – r.: Roxanne Krumm – im Studio
Camp Space will aufstrebenden Künstler:innen, insbesondere Frauen und artists of color würdigen, deren Werke Geschichten erzählen und zur Sinngebung anregen. Durch sorgfältig kuratierte Präsentationen, die sich mit sozialen, kulturellen und politischen Themen auseinandersetzen, gewährt Camp Space eine Plattform für intersektionale Repräsentation. Camp Space bietet Kunstwerke zu Preisen, die auch kleineren Budgets gerecht werden, von hochwertigen Kunstdrucken bis hin zu Originalgemälden in unterschiedlichen Formaten.
Skai: When will the wait be over?, 2022. Oil on panel, 40 x 40 cm.
Galerie Neueröffnung in Berlin Camp Space präsentiert: „Und doch: Schöner ist es nicht?“ Werke von Roxanne Krumm und Skai, kuratiert von Tayla Camp 07.09. – 02.10.2023 Brunnenstraße 22, 10119 Berlin
Presse Preview: 4. September, 18 bis 22 Uhr Vernissage: 6. September, 18 bis 23 Uhr
Sculpture-Network Berlin Dialogue am 9. September 2023
Neun renommierte Berliner Galerien und das silent green präsentieren in dieser Sommerausstellung skulpturale und raumspezifische Installationen von Künstlern aus ihrem Programm in der ehemaligen Schießpulverfabrik.
Die Berliner GalerieEbensperger und das silent greenKulturquartier haben das Gelände erschlossen, um das glamouröse Theater mit Clubhaus und das zweigeschossige Bürogebäude als Ort für künstlerische Projekte wiederzubeleben.
Rund 60 ausgewählte Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Eva Koťátková (Meyer Riegger), Heike Kabisch (ChertLüdde) oder Karin Sander (Esther Schipper) greifen den morbiden Charme des Ortes auf und regen dazu an, sich mit der Vergänglichkeit von Zeit und Raum, oder auch einem Künstler*innen-Atelier auseinanderzusetzen.
Renata Lucas (* 1971 in Ribeirão Preto) ist eine brasilianische Installations- und Konzeptkünstlerin, die in São Paulo lebt und arbeitet. In der Präsentation short cut ihrer Einzelausstellung bei neugerriemschneider (28.4. – 27.5.) baut Lucas auf konkurrierenden Vorstellungen von kontemplativer, nicht greifbarer Interaktion und deren quantifizierbarer Bewertung auf und lädt die Betrachter ein, sich aktiv an einer münzbetriebenen Installation zu beteiligen, die die Bedingungen der Aufmerksamkeit und die Prozesse der Interpretation neu überdenkt.
MK Kaehne (*1963 Vilnius/Litauen) ist ein deutsch-russischer Bildhauer, der in Berlin lebt und arbeitet. Neben den berühmt berüchtigten, funktionalen Kofferskulpturen des Bildhauers MK Kaehne zeigt die Ausstellung MUTTER neue Objekte, lebensgroß und hyperrealistisch dargestellte Menschen – einen weiblichen Akt sowie die Büste eines Jungen – in der für Kaehne typischen Ästhetik. In der Galerie Semjon Contemporary dreht sich alles um das Thema „Mutter“ in mannigfaltiger Version. Kaehne, der in Moskau und Berlin aufgewachsen ist und seine künstlerische Laufbahn nach seinem Studium an der Kunsthochschule Weißensee (1983-88) in der Wendezeit begann, ist vom russischen Konstruktivismus geprägt. Sein Werk ist stark analytisch, greift biografische, politische und dadaistische Elemente auf; die Resultate aber sind ironisch.
Am Samstag, den 27. Mai 2023, biete ich im Rahmen der Dialog-Veranstaltungen des europäischen Bildhauer*innen-Netzwerkes Sculpture Network eine Führung zum Thema „Konzeptkunst“ an. Anmeldung über das Büro.
22. – 30. Juli 2023 im historischen Industriegebiet Darmstadts
Georg-Friedrich Wolf: Ikarus, 2022.
Die aktuelle Ausschreibung zum zweiten WOLF-WERK Bildhauersymposion IKARUS -Der Höhenflug, das vom 22. – 30. Juli 2023 in der lichtdurchfluteten Halle 109 auf dem ehemaligen Schenk-Gelände im historischen Industriegebiet Darmstadts stattfindet, ist veröffentlicht. Bewerbungsschluss ist der 1. Juni 2023.
Bildhauer:innen aus ganz Europa sind eingeladen, sich in ihrem Material, sei es Stahl, Stein oder Holz, zum Thema „IKARUS – Der Höhenflug“ auszudrücken und von den Synergien des Symposions zu profitieren. Über einen Zeitraum von acht Tagen erhalten drei bis vier Bildhauer:innen die Möglichkeit in professioneller Umgebung zu kreativem Austausch und gemeinsamem Schaffen an unterschiedlichen Skulpturen zusammen zu kommen.
“Wolf’s initiative bridged the gap between different worlds. There was curiosity about each other’s work. There was an atmosphere in which working together was very good and natural. In addition,
I would like to mention the enormous hospitality and the great atmosphere of the huge and super organized workshop.
In short, it was very worthwhile to participate in this workshop, as together you build a cathedral, you just don’t do that alone.”
Bildhauerin Susanne Roewer beim Symposion Balance 2021
Georg-Friedrich Wolf ist ein wunderbarer Gastgeber und energetischer Bildhauer, der seine großen technischen Fähigkeiten und Möglichkeiten mit verrückten Inspirationsideen (Einladung von Zirkusartisten etc.) verbindet.
Er nimmt die eingeladenen Kolleginnen und Kollegen mit auf freie Assoziations-Reisen, eine bestens ausgestattete Materialspielwiese und bietet zusätzlich ein Präsentationspodium.
Das Wolf-Werk ist ein großartiger Ort, um Routinen abzuwerfen und im Austausch mit Gleichgesinnten neue Wege zu beschreiten.“
Das Symposion ist eine Zusammenarbeit mit der europäischen Bildhauer-Vereinigung Sculpture Network und wird organisiert von der Sculpture Network-Koordinatorin für Berlin, Anemone Vostell | BAM! Berlin Art Management.
Eine Ausstellung von MK Kaehne in Zusammenarbeit mit Galerie Semjon Contemporary
MK Kaehne: o.T., 2015-19 (Detail), Mixed Media, Epoxidharz, Ölfarbe, 167 x 147 x 219 cm (mit Sockel)
Eine weibliche Figur sitzt nackt auf einem Bett und betrachtet ihren Schoß. Das ist der Haupt-Akt der Ausstellung des deutsch-russischen Bildhauers in der Berliner Galerie Semjon Contemporary in Mitte. Hyperrealistisch formuliert Kaehne die Frage nach der Geschlechteridentität in unserer postmodernen Zeit. Das Bett einem Podest gleich, hebt die Frau auf Augenhöhe mit dem Betrachter. Es erfolgt keine Überhöhung im Stil einer christlich-abendländischen Ikonographie. Das Bild der Mutter wird enttabuisiert; die Frau kann sagen, dass sie keine Erfüllung mehr im Mutterdasein empfindet. Gleichsam ist sie nicht länger als Objekt der Begierde dargestellt, sondern nüchtern in Selbstschau versunken.
MK Kaehne: MUTTER, 2019. Acrylglas, LED, 33 x 132 x 6 cm
Wie die Reklame eines Unternehmens prangt die Leuchtschrift MUTTER in kapitalen Lettern hinter ihrem Rücken. Ein veraltetes Konzept, das seltsam im Kontrast zur hyperrealistisch dargestellten Nacktheit der Frau steht. Leberflecke, Hautrötungen, ungeschminkt sitzt sie da. Will nicht gefallen und interessiert sich auch nicht dafür, wie sie ankommt. Über einen Schmink-Spiegel in Selbstschau versunken, ist sie es, die sich da definiert. Ein Akt der Selbstermächtigung. Nicht der Betrachter hat die Macht, über ihre Identität zu bestimmen, sondern die Frau.
Beigeordnet sind ihr der Koffer:Handtasche, aus schwarzem Lack, ausgelegt mit schwarzem Velours, der eine Handtasche, einen Baseballschläger und Hygiene-Tampons enthält; ebenso wie ein Edelstahl-Schneebesen im Objektkasten mit Plexiglashaube, auf der die eingravierte Losung „Destroy“ zu lesen ist. Edel und luxuriös kommen die detailgetreu gefertigten Objekte daher. Erst auf den zweiten Blick fällt die Brutalität und Agression ins Auge. Wie geht das zusammen mit der harmlos aussehenden Dame da auf Bett?
MK Kaehne: Koffer:Handtasche, 2019, Mixed Media, Epoxidharz, Velours, 68 x 116,5 x 79cm (mit Sockel)
Mit der Aussage „Die Vorliebe der Bourgeoisie für den Surrealismus ist Ausdruck ihrer andauernden Pubertät. Mutter“, lässt MK Kaehne einen Wandteller, Symbol von Spießigkeit, verzieren; hinterfragt die bekannten Stereotype.
Kaehne, der 1963 in Vilnius, Litauen (UdSSR) geboren wird, seine Kindheit und Jugend in Moskau, später in Berlin-Ost verbringt, und seine künstlerische Karriere in der Wendezeit startet, macht die Erfahrung, dass die kommunistische Idee von innen gescheitert ist: die, die den Kommunismus proklamiert haben, sind Dikatoren geworden; der glühende Gedanke war gekoppelt mit Spießigkeit und Borniertheit.
Teller, 2019. Gravur auf Porzellan, Edition von 20, 33 x 1,5 cm
Seine Biografie hat ihn zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem russischen Konstruktivismus geführt. Streng analytisch arbeitet Kaehne am Thema, das Resultat aber ist ironisch. Das biografische Erleben des Künstlers wird Projektionsfläche, die Subjektivtät so lange abstrahiert, bis das allgemein Gültige zu erkennen ist, grammatkalisch-formal wie inhaltlich-diskursiv. „Alles kann in die Kreativität einfließen, durch wachsames Beobachten, ohne Absicht, ohne Wollen. Nur muss es unbedingt wertfrei sein!“ sagt MK Kaehne.
Im Kabinet der Galerie ist eine weitere vom Künstler hyperrealistisch gefertigte Figur zu sehen: die Büste eines Jungen, präsentiert auf einem Sockel mit Plexiglashaube, ein Vitrinenkasten in sowjetrussischem Stil. Der Junge trägt ein Kapuzenshirt mit dem aufgestickten Schriftzug „My mother was a friend of an enemy of the people„; einem Song der Punk-Band blurt entlehnt. Auch hier kein Bruch, sagt der Künstler, denn auch Punk ist Pop (Populär-Musik).
Mit dieser Figur leitet MK Kaehne zu seiner neuen Werkgruppe, oder besser gesagt einem ganzen Zyklus über: „Pi = 3,141...“, einer Endlosserie von Zeichnungen und Objekten, in denen Biografisches, Persönliches, Dadaistisches und Politisches verschmilzt, inszeniert als Gesamtkunstwerk.
„Do not touch …“ (the object) ist da im Rahmen über dem Podest, auf dem in Griffhöhe ein Stecker mit Kabel liegt, zu lesen. Das Kabel hat am anderen Ende auch eine Stecker, der führt hinunter auf den Boden und in eine Steckdose hinein. Ein Paradoxon, das so in der Elektrik gar nicht möglich wäre, und sogar verboten ist.
MK Kaehne spielt die Grammatik der zeitgenössischen Kunst frei nach Boris Groys durch, verortet sich: (Hyper-) Realismus als Antwort auf Realität.
Vernissage: 21. April 2023, 19 Uhr
Gallery Weekend Berlin: 28. – 30. April, Fr/Sa 13 – 19 Uhr, So 13 – 17 Uhr
Künstlergespräch: 6. Mai 2023, 15 Uhr
Ausstellungsdauer: 22.4 – 3.6.2023
Semjon Contemporary, Schröderstr. 1, 10115 Berlin-Mitte; Di – Sa 13 – 19 Uhr u.n.V.
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