Anna Franziska Schwarzbach: Bettelnder weiblicher Plagegeist. Gußeisen.
Am 22. September 2022 gibt es eine Kurator:innenführung, und die Geschäftsführerin Anke Schirlitz gewährt Einblick in die Arbeitsweise ihrer Kunstgießerei für Bronze, Aluminium und Kunststoff, die sich einer besonders engen, kreativen Zusammenarbeit mit Kunden und Künstlern verschrieben hat.
Paolo Primiero: Arbeiterhände (Hände des Meisters Hoche´, Eisengießerei P.&HP. Behr in Berlin Weissensee), 1991. Courtesy: the artist.
Programm:
15:30 – 17:00 Uhr Begrüßung und Einführung durch die Geschäftsführerin der Kunstgießerei, Anke Schirlitz. Anschließend Führung mit der Kuratorin und Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach
17:00 Uhr Get together mit Vorstellungsrunde für sculpture network Mitglieder und solche die es werden wollen
Teilnehmer:innengebühr: 20,00 Euro (normaler Preis), 10,00 Euro sculpture network Mitglieder Bitte bar (passend) vor Ort zahlen. Umfasst Willkommensgetränk und Snacks, Führung, Einführung in die Kunstgießerei, Netzwerken.
In Kooperation mit Kunstgießerei Altglienicke
Der Dialog wird von der neuen Koordinatorin von sculpture network für Berlin, Anemone Vostell, organisiert. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen im internationalen Kunstmarkt und im Kunstmanagement. Im Jahr 2020 gründete sie BAM! Berlin Art Management und bietet Künstlern, Kuratoren, Galerien und Sammlern maßgeschneidertes Projektmanagement.
Die Ausstellung „UMGANG“ in Zusammenarbeit mit der Galerie VUNU und der Kunstfakultät der Universität Ostrava befasst sich mit der Frage des menschlichen Zusammenlebens und präsentiert Werke von Künstlern aus der Slowakei, der Tschechischen Republik und Deutschland, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Die Kunst des Zusammenlebens. Wahrheit als Versuch, auf dem Weg des Verstehens der Welt zu bleiben. Die Welt zu verstehen ist ein wahrer Dialog zwischen Subjekten und Objekten der Welt, schreibt der Künstler und Kurator Tomáš Koudela in seinem Text zur Ausstellung. Und setzt folgende Zitate noch hinzu:
„Wenn etwas durch die Anstrengung der Vernunft in seiner Qualität und in seiner empirischen Faktizität auch gegen den Schein der Sinneswahrnehmung erkannt werden kann, dann ist die Behauptung von etwas Falschem eindeutig das Ergebnis eines unvorsichtigen Gebrauchs der Vernunft“ [1]
„Die primäre Aufgabe des Intellekts ist nicht das Wissen, sondern das Verstehen.“ [2]
MK Kaehne: Do not touch…(2021) und Portrait, My Mother was… (2021), Ausstellungsansicht Galerie Alfa – Káserna Kulturpark, Košice, Slovakei
Der Berliner Bildhauer MK Kaehne stellt hier seine neuesten Objekte „Do not touch…“ (2021) sowie „Portrait – My mother was …“ (2021) vor, die -seinem Gesamtkunstwerk entsprechend – mit den Paradoxien zeitgenössischer Wahrnehmung spielen.
„Do not touch the object“ – dieser Warnhinweis hängt dort als Ausstellungsobjekt selbst; hinter Glas gerahmt über dem auf einem musealen Mahagoni-furnierten Podest präsentierten Stromkabel mit – oops was ist das? – zwei Steckern! Einer liegt zum Greifen nahe auf schwarzem Samt, der andere steckt in der Steckdose, welche zu Glück nicht angeschlossen ist, denn sonst käme es zu einem Kurzschluß, bzw. zum Tod derjenigen Person, die der Warnung nicht folgt, und den Stecker berührt.
In unmittelbarer Nähe steht die hyperrealistisch nachgebildete Büste eines Jungen. Blaß, mit langem Pony vor den Augen und einem Ausdruck zwischen Gleichgültigkeit und Verweigerung sehen wir das Kind in einer Vitrine präsentiert. Es trägt einen bei der Jugend beliebten Hoodie mit Aufdruck: „My mother was a friend of an enemy of the people“; ein Zitat der Punk-Band Blurt. Oh Paradoxon, wie oft muss ich um die Ecke denken, um zu verstehen? Wenn der Freund der Mutter, der Vater des Jungen, ein Feind der Menschen ist, dann bringt der Junge zum Ausdruck, dass sein Vater ein „Arsc….h (beep)“ ist.
Tomáš Koudela führt in seinem Ausstellungstext weiter aus: Was ist eine Lüge? Das Bemühen, nicht in sich selbst zusammenzufallen und die sinnliche Welt zu verschlingen. Die Unfähigkeit, ein ideales Leben in der realen Zeit zu führen. Die Leere zwischen Subjekt und Objekt. Die Verweigerung der Fähigkeit, miteinander auszukommen, zusammen zu sein.
MK Kaehne: Zielscheibe und Komplett (2011), Oh (2016); Robert Kusmirowski: Waterframe (2008), Chair (2021), Untitled (2012) v.l.n.r
Die beiden Objekte „Zielscheibe“ und “ Komplett“zielen auf das Paradoxon von „Sich in Sicherheit wägen“ in einem „System der Sättigung“.
Das Ensemble mit der durchsichtigen Zielscheibe als Hintergrund für die (Schmuck-) Schatulle der Pistole ist eine Referenz zu der Produkt-Präsentation in Kaufhaus-Schaufenstern. „Luxeriös“ ist das Prädikat, das einer beim Anblick dieser präzis gefertigten Objekte durch den Kopf schießt. Einmal erworben hängt das Kunstwerk an der Wohnzimmerwand, das Sonnenlicht erzeugt ein flirrendes Schattenspiel der Ziffern und Linien; ein Statussymbol, das die Gefahr in sich birgt, würde man seine bildliche Definition ernst nehmen.
Mit dem Bild der geöffneten Schatulle, Schutzhülle und Zielscheibe zugleich, führt der Künstler die eigentliche Funktion dieses Objektes ad absurdum. Ein Griff und die Pistole liegt kühl in der Hand der Kunstliebhaber:in; die Zielgrade verlängert, den Abzug gezogen, und der Schutz ist zerstört. Wie schmal ist eigentlich der Grat zwischen Sicherheit und Gefährlichkeit?
Und dann sehen wir dort neben den Werken des polnischen Künstlers Robert Kusmirowski einen aufwändig gerahmten Leuchtkasten mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie: „Oh“ (2016). Zu sehen ist die Sesamstraßen-Figur Elmo, „ein typischer Dreieinhalb-Jähriger, der stets den anderen hinterherzottelt und unbedingt mit seinen älteren Freunden mithalten will“, wie auf der Website der Sesamstraße Deutschland zu lesen ist. “ Die fotografierte Plüschfigur sitzt allerdings neben einer mit einem Stern zusammengesteckten Svastika und schaut aufgeweckt neugierung darauf. Ein Steckspiel? Eine Demonstration? Es gruselt eine beim Betrachten.
„Wer über etwas lügt, entfernt sich vom Mechanismus der Wirklichkeit und erlebt sich durch die Verneinung als ein Ich, das, oft gegen jede Selbstverständlichkeit, selbst entscheiden will, was ist und was nicht ist. Auf diese Weise schafft der Mensch jene Distanz zur Welt, die sich dann in der ästhetischen Planung ganz anderer, fiktiver Welten fortsetzt.“ [3]
[1] Konrad Paul Liessmann. Filosofie zakázaného vědění Friedrich Nietzsche a černé stránky myšlení. Praha: Academia, 2000, pg.47.
Zwei Künstler, ein Thema – als Wolf Vostell (1932–1998) und Boris Lurie (1924–2008) sich Mitte der 1960er-Jahre kennenlernten, verband sie bald mehr als eine tiefempfundene Freundschaft. Beide bezogen mit ihrer Kunst politisch Stellung, beide beschäftigten sich mit der Aufarbeitung der Schrecken des Holocaust, beide traten Krieg und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit aller Kraft entgegen.
Ihre rauen Arbeiten widersetzten sich einer einfachen Konsumierbarkeit, die ihnen als ein Gräuel des Kunstbetriebs erschien. Heute wirken die Werke der beiden Künstler aktueller denn je, setzen sie doch auf eine Art Schocktherapie, mit der sie das Publikum auf die Kontinuität von Gewalt und Menschenverachtung aufmerksam machen.
Wolf Vostell und das Atelier in Berlin-Dahlem
Wolf Vostell gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstler:innen des 20. Jahrhunderts und ist insbesondere als Mitbegründer der Fluxus-Bewegung bekannt.
Anlässlich seines 90. Geburtstages widmet das Kunsthaus Dahlem ihm und seinemKünstlerkollegen Boris Lurie eine Ausstellung, die sich auf die künstlerische Aufarbeitung des Holocausts und der jüngeren deutschen Vergangenheit fokussiert.
Mit dem Ausstellungsort verbindet Wolf Vostell eine besondere Geschichte: Anfang der 1970er-Jahre zog der politisch engagierte Künstler aus dem Rheinland nach Berlin. Ihm erschien der Umzug in den »tragischen Luftkurort«, wie er die Stadt nannte, zwingend notwendig: »Weil [der Ort] ja unsere Geschichte beinhaltet und diese Geschichte verarbeite ich in meinen Bildern und in meinen Objekten.«
Die Stadt Berlin übertrug Vostell 1984 ein Atelier in Dahlem auf Lebenszeit. Die neue Wirkungsstätte befand sich in einem repräsentativen Ateliergebäude, das die Nationalsozialisten von 1938 bis 1942 für den Bildhauer Arno Breker erbaut hatten. Breker hatte in der NS-Zeit nicht nur zahlreiche Privilegien genossen, sondern mit seinen Werken aktiv die Ideologie und Ästhetik des NS-Regimes umgesetzt, insbesondere mit seinem Figurenschmuck für die zukünftige Reichshauptstadt Germania.
Aufarbeitung der Shoah
An diesem historischen Ort führte Wolf Vostell seine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts fort, die er Ende der 1950er-Jahre begonnen hatte. Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur und des Holocaust beschäftigte Vostell in allen Schaffensphasen – in einer Dichte und Vielfalt der künstlerischen Mittel wie kaum einen anderen Künstler seiner Zeit.
In der Ausstellung stehen dafür exemplarisch zwei Arbeiten, die wie eine Klammer sein Werk umschließen. So stehen sich Auschwitz-Scheinwerfer 568 von 1958/59 und dasüber sieben Meter lange Triptychon Shoah 1492–1945 von 1997 gegenüber. Im Zentrumdes großformatigen Bildes stürzt ein gemalter Betonpfeiler auf sich überlagernde,abstrakte Formen, die an manchen Stellen als Körperteile erkennbar sind. Vostell, derauch im spanischen Malpartida de Cáceres lebte, widmete das Werk den 1492 ausSpanien vertriebenen Juden ebenso wie den durch das NS-Regime Ermordeten. Seit 1992 hatte der Künstler mit der Motivfindung begonnen und das Werk schließlich 1997, einJahr vor seinem Tod, vollendet.
Im gleichen Jahr äußerte er sich zur Verbindung derbeiden Werke: »Das ist dasselbe in Grün. Das Erste waren Objekte, kein Menschenbild,aber Zerstörungsreste von Menschen und über Menschen. Und der Raum hat alsodeshalb diese Widmung an Auschwitz und an Treblinka. Dieses Mal hat mich eine Figuration interessiert, die nicht illustrativ ist, sondern die Zerstörung im phänomenologischen Sinne zeigt, natürlich gebunden an das Thema. Es ist die Brückevon ’58 bis ’97, zwei Brückenpfeiler, über die eine Brücke geht, über die ich wahrscheinlich noch länger gehen werde.«
Boris Lurie und Wolf Vostell – mehr als eine Künstlerfreundschaft
Im Dialog mit Wolf Vostell stehen in der Ausstellung ausgewählte Arbeiten von Boris Lurie. Beide verband seit den 1960er-Jahren eine enge Freundschaft. Lurie wuchs in Riga auf und erlebte als Jude die Schrecken der Shoah am eigenen Leib. Vostell wollte diese traumatischen Erfahrungen als Deutscher nachempfinden. Es entstand ein intensiver Austausch zwischen den beiden Künstlern.
Während der weibliche Teil der Familie dem Massenmord der Nationalsozialisten zum Opfer fiel, überlebten Boris Lurie und sein Vater Ilja. Ab 1941 wurden die beiden in verschiedene Konzentrationslager verschleppt und am 18. April 1945 aus der Munitionsfabrik Polte in Magdeburg, einem Außenlager des KonzentrationslagersBuchenwald, befreit. 1946 wanderten sie nach New York aus, wo Boris Lurie 1959 die NO!art-Bewegung ins Leben rief.
Boris Lurie: A Jew Is Dead, 1964. Farbe und Papiercollage auf Leinwand, 170 x 295 x 5 cm
Luries Kunst zielte nicht auf Mitleid für die Opfer der Shoah, »sondern auf Erschrecken«. In seinen Werken brachte er immer wieder die nackten Leichenberge des Holocaust mit aufreizenden Pin-ups als Produkte des seiner Meinung nach gleichen inhumanen Systems zusammen. Sein erklärtes Anliegen bestand darin, das Publikum aus seiner selbstzufriedenen Passivität zu reißen und ihm das Fortleben verbrecherischer Systeme vor Augen zu führen. Nicht nur thematisch, sondern auch formal verfolgten die beiden Künstler-Freunde ähnliche Ziele und Strategien. Die zahlreichen inhaltlichen und stilistischen Parallelen zeichnet die Ausstellung im Kunsthaus Dahlem erstmals detailliert nach.
Im Rahmen der Sommerausstellung des Kunstraum Dreieich zeigt der Stahlbildhauer Georg-Friedrich Wolf – gemeinsam mit Künstlern wie Eric Decastro, Stephan Balkenhol und Bernar Venet – sechs seiner Werke aus den Jahren 2014 bis 2022. Darunter Arbeiten wie „Fingerprint IX“ (2019) aus dem Werkzyklus „The Missing Piece“, eine 1000 kg schwere Schweißkonstruktion aus Massivplatten. Den „Himmelzeiger“ (2021) aus dem Zyklus „Eisenzeit“, roh oxydierter Baustahl zur Kugel mit Zeiger geschweißt. Brandneu ist die Arbeit „QR-Code 25×25“, aus dem Zyklus „Erben des Prometheus“ in dem Wolf die aktuelle Zeitqualität thematisiert: eine Übersetzung des schnelllebigen, digitalen QR-Codes in Baustahl, gefräst, verzundert und geölt. Nachhaltig?
HTW-Studenten helfen beim Aufstellen der Skulptur vor der Rathenau-Villa in Berlin-Oberschöneweide
Zum Auftakt der im Herbst dieses Jahres stattfindenden 9. Internationale Konferenz für zeitgenössische Gusseisenkunst (ICCCIA – International Conference on Contemporary Cast Iron Art) wurde die Skulptur „Gesprengte Ketten“ von Stahlbildhauer Georg-Friedrich Wolf vor der Rathenau-Villa im Oberschöneweide aufgestellt.
Georg-Friedrich Wolf: Gesprengte Ketten, 2002. Eisenskulptur aus geschmiedeten Stabketten, H 4,7 m
Susanne Roewer, die zusammen mit Prof. Susanne Kähler von der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW), die Fachtagung für die Erforschung und Praxis der zeitgenössischen Gusseisenskulptur ausrichtet und ebenfalls Bildhauerin ist, erklärt gemeinsam mit Hausherr Constantin Rehlinger, Chef der Elektro-Innung Berlin, dass über den Sommer weitere Skulpturen am neu anzulegenden Hochschulcampus aufgestellt werden, und so praktisch die ehemalige Verbindung der Rathenau-Villa zur Novilla (Hasselwerder Villa) am anderen Spreeufer nachbilden.
Constantin Rehlinger (GF Elektro-Innung Berlin) und Stahlbildhauer Georg-Friedrich Wolf
… in einem System der Sättigung: auf dieses Paradoxon zielen es die beiden Objekte Zielscheibe und Komplett von Bildhauer MK Kaehne ab.
Das Ensemble mit der durchsichtigen Zielscheibe als Hintergrund für die (Schmuck-) Schatulle der Pistole – Komplett – ist eine Referenz auf die Produkt-Präsentation in Kaufhaus-Schaufenstern. Luxeriös ist das Prädikat, das einer beim Anblick dieser präzis gefertigten Objekte durch den Kopf schießt. Einmal erworben hängt das Kunstwerk an der Wohnzimmerwand, das Sonnenlicht erzeugt ein flirrendes Schattenspiel der Ziffern und Linien; ein Statussymbol, das die Gefahr in sich birgt, würde man seine bildliche Definition ernst nehmen.
MK Kaehne: Komplett, 2011. Epoxidharz, Holz, Acrylglas, Pistole. 153 x 187 x 52 cm mit Sockel.
Mit dem Bild der geöffneten Schatulle, Schutzhülle und Zielscheibe zugleich, führt der Künstler die eigentliche Funktion dieses Objektes ad absurdum. Ein Griff und die Pistole liegt kühl in der Hand der Kunstliebhaber:in; die Zielgrade verlängert, den Abzug gezogen, und der Schutz ist zerstört. Wie schmal ist eigentlich der Grat zwischen Sicherheit und Gefährlichkeit?
Das Bett (2016) bleibt unklar; unklar wem die Schüsse ins Museumsglas des Bildes galten. Ist es die Ruhestatt eines handlungsreisenden Singles – im Spiegel des modernen Nomadentums – , oder die eines Geflüchteten, als Metapher für Flucht und Vertreibung? Am Ende vielleicht doch nur ein angeschossenes Setting aus „Schöner Wohnen“…
MK Kaehne: Bett, 2016. Lambdaprint, Holzrahmen, Glas, Pistoleneinschüsse. 146 x 180 cm.
MK Kaehne, russisch-deutscher Bildhauer, bewegt sich immer wieder an der Grenze von Realität und Schein, entlang dem Bild und Abbild der Dinge, die unsere ökonomisch orientierte Konsumwelt bestimmen. Mit präziser Sicherheit stöbert er dabei die Brüche auf, die einer das Lachen in der Kehle stecken lassen.
Vom 1. bis 3. Oktober öffnet das Wolf Werk im historischen Industriegebiet Darmstadts seine Türen zur Halle 109 und gewährt Einblick in die Disziplin der Bildhauerei
Susanne Roewer: Bedeutungsvoll, 2021. Schmiedeeisen und Glas. 50 x 65 x 70 cm
Im Ergebnis des in Kooperation mit Sculpture Network ausgeschriebenen Bildhauer-Symposions BALANCE werden die drei Bildhauer:innen Marina Jacob (Frankfurt a.M./DE) Susanne Roewer (Berlin/DE, Basel/CH), und Herbert Nouwens (Slochteren/NL) ab dem 26. September gemeinsam mit dem Darmstädter Georg-Friedrich Wolf zum Thema „Gleichgewicht“ arbeiten.
Marina Jacob: Where are your trees, Simurgh, 2018. Stahl. 130 x 170 x 85 cm.
Ihr Ziel ist der gestalterische Austausch individueller Interpretationen in interdisziplinären Material-Kombinationen. Bezieht sich das Gleichgewicht auf physische Eigenschaften eines Werks, oder geht es um seine thematische Abstraktion? Wie verbinden sich inhaltliche Aussage und körperliche Balance in der Skulptur?
Herbert Nouwens: Fuga, 2019. Stahl. 17 x 14 x 5 m.
Das Symposion BALANCE fordert die Teilnehmer:innen heraus, sich mit diesen Aspekten an Hand von interdisziplinären Materialbezügen auseinanderzusetzen: Es gemeinsam mit dem Gleichgewicht, oder aber dem Ungleichgewicht aufzunehmen!
Skulptur fordert die Betrachter:in auf, haptisch zu erleben. Einem Erleben in Präsenz, das den Stahlbildhauer Georg-Friedrich Wolf zu diesem Symposion nach klassischem Vorbild[i] bewegte.
Georg-Friedrich Wolf: Believe it, 2021. Studie.
Das Atelier, die Halle 109 auf dem ehemaligen Schenk-Gelände, ist bereits am 1. und 2. Oktober von 15 bis 18 Uhr geöffnet, um die Künstler:innen bei der Arbeit zu sehen.
Am Sonntag, den 3. Oktober von 11 bis 18 Uhr werden dann die unter dem Symposion entstandenen Werke vorgestellt.
ProgRAMM
1. und 2. Oktober: offenes Atelier von 15 – 18 Uhr
3. Oktober:
Ausstellungseröffnung um 11:00 Uhr, die Künstler:innen sind anwesend
Sound-Performance im Nachbar-Atelier mit dm richmodis (Bildende Künstlerin) und Gunilda Wörner (Musikerin) um 13:00 Uhr
Artist Talk mit Anemone Vostell (Kulturmanagerin Berlin) um 15:00 Uhr
[i] Mit Bildhauersymposium (auch Bildhauersymposion) wird eine Veranstaltung bezeichnet, bei der mehrere Bildhauer oder auch andere Schöpfer plastischer Kunstwerke, wie Metallplastiker oder Keramikkünstler zusammenkommen und in einer gemeinsamen Werkstätte oder Werkplatz Skulpturen entwerfen und gestalten. Die Künstler leben und arbeiten gemeinsam, setzen sich mit dem gleichen Material oder dem gleichen Thema auseinander und bilden ein gemeinsames Forum.
Während die Bildhauer in ihrem schöpferischen Prozess normalerweise allein in ihren Werkstätten ein Kunstwerk entwarfen und arbeiteten, ggf. auch Helfer mit Detailarbeiten beauftragten, gestalten und arbeiten sie in Bildhauersymposien ihr Werk auf einem gemeinsamen Werkplatz – auch teilweise auf dem späteren Aufstellungsort. Mit dieser neuen Form, diesen fast in allen Fällen internationalen Symposien, bestand die Möglichkeit Bildhauer unterschiedlicher Kunstrichtungen, Nationen und Länder zusammenzuführen, zum künstlerischen und menschlichen Austausch, wie auch in späteren Symposien zur gemeinsamen Gestaltung eines Platzes oder eines gemeinsamen Kunstwerks. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bildhauersymposium)
Keine Angst vor Blumen! Gruppenausstellung Berliner Künstler:innen in der Galerie Kleiner von Wiese. Unter anderem mit Werken des deutsch-russischen Bildhauers MK KAEHNE
Ausstellungsansicht mit Leuchtkasten „Koffer:Pflanzen“, 2017 von MK Kaehne
Angesichts der Berlin Art Week wurde die Ausstellung in der Friedrichstr. 204, nahe Checkpoint Charlie, bis zum 30.09.2021 verlängert. Öffnungszeiten Di – Do 15 – 18 Uhr.
Wolf: Out of Petrol I, 2021. Leere Armee-Benzinkanister – der Sprit ist aus! Das Ende des Prometheus?
Neue Stahlskulpturen des Bildhauers Georg-Friedrich Wolf in der Halle 109, dem Wolf-Werk im historischen Industriegebiet Darmstadts.
26. 7. bis 1. 8. 2021. Vernissage, 25. Juli 2021, 11 Uhr.
Zur Eröffnung, am Sonntag, den 25. Juli um 11 Uhr spricht Prof. Dr. Jan Wörner, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften ein Grußwort.
Mit Verweis auf die mythologische Gestalt des Prometheus stellt Wolf seine neuen Arbeiten vor, in denen er die brennenden Fragen unserer Zeit thematisiert. Welche Folgen hat die menschliche Hybris, die Natur mittels Technik beherrschen zu wollen, für unsere Lebenswelt? Welche Folgen hat die Beherrschung des Feuers, Grundlage der Eisenzeit, auf die Entwicklung unserer heutigen, technikbasierten Zivilisation?
Für die alten Griechen war Prometheus eine Lichtgestalt: Der Gott aus dem Geschlecht der Titanen hatte die Menschen aus Ton erschaffen und ihnen neben dem Feuer auch die Freuden des Geistes gebracht; er gilt als Freund und Kulturstifter der Menschheit.
Ähnlich der jüngeren Adaptionen dieses Themas, wie Thomas Feuersteins „Prometheus delivered“ (2017), thematisiert der Stahlbildhauer Wolf in seinen Werken Fluch und Segen des – für ihn zentralen – Elements Feuers gleichermaßen. Sein Prometheus aus historischem Stahl ist bewegt, wirkt stark und zerbrechlich, leicht und schwer zugleich.
Wolf: Prometheus und Eurydike, 2021. Geborstene Stahlplatten, 10 mm. 2,6 x 1,1 x 1 m + 2 x 0,75 x 0,65 cm.
Der Skulptur des Prometheus gesellt er die Nymphe Eurydike hinzu, einen weiblichen Naturgeist. In der griechischen Mythologie gelten Nymphen als Personifikationen von Naturkräften; als wohltätigen Geister, die den Menschen auf verschiedene Weise hilfreich sind. Ist Eurydike, die der Legende nach auf der Flucht vor ihrem Vergewaltiger auf eine Schlange trat, an dessen Biss sie dann starb; und deren Gatte, Orpheus ihr untröstlich bis ins Totenreich folgte, und sie schließlich doch – aus Unbeherrschtheit – endgültig verlor, eine Metapher für die aktuell diskutierte Rückbesinnung auf das weibliche Prinzip
Mit der Serie „Out of Petrol“ (2021) fragt der Künstler: „Haben wir Menschen zu viel Feuer (Hitze) gemacht, unsere Ressourcen zu unbesorgt abgefackelt? Der Sprit ist aus!“ Benzinkanister-Stelen wirken wie Totempfähle zur Anbetung des heiligen Stoffs, um den die letzten Kriege geführt werden. Auch das ist das Erbe des Prometheus, und vielleicht sein Ende.
Wolf: Horus, 2021.
Wolf: Memory Sticks 1 -4, 2020.
Kriege deren Werkzeug ebenfalls aus Eisen geschmiedet ist. Die Arbeit „Horus“ (2021) ist ein historisches Fragment des Krieges: ein Panzerrad mit Durchschuss, dem Wolf durch verzundern, bürsten und ölen eine höchst edle Oberfläche gibt, und die Dynamik des gewalttätigen Berstens durch die Aufstellung auf den Träger-Sockel beinahe „anmutig“ unterstreicht. Sind wir bereit die Realität zu ignorieren, um die Form, den äußeren Schein, genießen zu können. Oder liegt die Magie des Objekts gar in seiner blutigen Entstehung?!?
Auch wenn die Großplastiken „Erzengel Michael“ (2020) und „Luzifer“ (2021) es heraufbeschwören, Wolfs Metapher ist eben nicht die Apokalypse; es sind der Mut und die Nachdenklichkeit. In der intellektuellen wie körperlichen Auseinandersetzung mit seinem Werkstoff Stahl, reflektiert der Künstler über die polare Wirkung der Technik; und sieht die Verantwortung zu unserem eigenen Wohl und dem wohl der Natur in unseren Händen liegend.
Die einwöchige Ausstellung wird begleitet von einem reichhaltigen Programm mit Vorträgen, Performances und Führungen. Besonderes Highlight dürfte die Performance „Saxophone meets Airhammer“ sein:
Für Rückfragen und Bildmaterial wenden Sie sich bitte an:
In der retrospektiven Ausstellung „Die Sterne von Geisa“ stellt die in Berlin lebende Künstlerin DIKLA STERN neben gesellschaftskritischer Malerei und Collagen der letzten zehn Jahre auch eine für die Ausstellung in der ANNELIESE DESCHAUER Galerie produzierte Sonderanfertigung vor.
Die Auseinandersetzung mit Gesellschaft im Spannungsfeld von Macht und Unterdrückung, Recht und Freiheit, ist teils diskret, aber auch ganz direkt beständiges Thema in den Werken von DIKLA STERN.
„In meiner Malerei hebe ich kritische Zustände durch Übertreibung hervor und projiziere meine Wahrnehmung unserer alltäglichen Realität anhand von Sujet und Titel überspitzt auf Personen oder Objekte. Meine Arbeiten definiere ich als „Political Satirical Pop Art“.
[Dikla Stern]
Anlässlich des Jubiläums 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland (JLID 2021)gewährt die Enkelin des gebürtigen Geisaners Albert Stern (*30.07.1916 in Geisa †27.08.1985 in Tel Aviv) darüber hinaus Einblicke in die Familiengeschichte: Fotos und Korrespondenzen ihrer Ur-Ur-Großeltern in Geisa, Dokumente und Filmmaterial des Großvaters von der Flucht nach Israel, geben Zeugnis von der Jüdischen Kultur in Geisa.
Political satrical pop art
Es ist der Hintergrund vor dem DIKLA STERN – nach verschiedenen Stationen in Deutschland, Israel und den USA – ihre Arbeit als freie Künstlerin entwickelt. Ihre Werke beschreiben gesellschaftliche Phänomene, die als „gestört“ wahrgenommen werden. Zeitgenössische Themen und Ereignisse werden künstlerisch reflektiert und nach dem kollektiven Einfluss von Medien, Politik und Geschichte auf das einzelne Individuum befragt.
Die Künstlerin bedient sich der sowohl figurativen wie realistischen Sprache der Pop Art. Formale Strukturen treffen auf das figurative Bild. Signifikante Bildsymbole werden eingegliedert in maltechnische Strukturen von Form, Farbe, Linie und Komposition. Dabei ist STERNs Auswahl der Motive geprägt von der Philosophie der kritischen Theorie.
Neben Sicherheitsprodukten wie – in den USA frei zugänglichen – Waffen (Brother & Sister, 2017), oder medizinischem Gerät (Arsenal, 2015) setzt sich die Künstlerin aktuell vermehrt mit informations- und genderpolitischen Themen auseinander (Hashtagjesus, 2019; Trophy, 2020). Ihre großformatigen Acryl-Gemälde zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen werden begleitet von Papier-Collagen, in denen tagespolitische Ereignisse karikiert werden (Bella Ciao, 2020).
Veranstalter: Stadt Geisa und Förderverein Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e.V.; Gefördert durch: Stadt Geisa, WERNER DESCHAUER Stiftung, Kulturstiftung Freistaat Thüringen DENK BUNT IM WARTBURGKREIS, Wartburg Sparkasse Mit freundlicher Unterstützung von: Anemone Vostell – BAM! Berlin Art Management Julia Walter – Kunsthistorikerin und Übersetzungen, Karlsruhe
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